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Christophe Seuret, Strassenmeister im Inspektorat Berner Jura

Christophe Seuret (51), Strassenmeister im Inspektorat Berner Jura, arbeitet im Freien, ohne Bildschirm und PC. Der passionierte Hockeyspieler sorgt dafür, dass die Kantonsstrassen im Winter nicht zur Eisbahn werden und das ganze Jahr durch befahrbar sind.

«Ich bin eher ein Morgenmuffel, stehe im letzten Moment auf, trinke einen Kaffee, dazu eine Confischnitte, und dann gehts schon los. Im Winter beginnt mein Dienst um 7.30 Uhr, im Sommer etwas früher. Wenn ich mitten in der Nacht zu einem Notfall muss, esse ich nichts. Das kommt vor, wenn ich in unserem Team auf Pikett bin. Wer Pikettdienst hat, verfolgt den Wetterdienst und entscheidet, ob man einen Chauffeur für die Schneeräumung aufbieten muss. Man ist dann auch für das Salzen der Strassen zuständig. Wenn sehr viel Schnee fällt, nehmen wir mit einem privaten Unternehmen aus der Region Kontakt auf. Wir arbeiten seit langem mit dieser Firma zusammen und kennen ihre Mitarbeiter gut. Die Strassen müssen das ganze Jahr durch befahrbar sein, so sieht es das Gesetz vor. Wir räumen nur die Kantonsstrassen. Diese müssen «schwarz» sein, der Teerbelag muss also gut zu sehen sein. Es gibt aber auch Abschnitte, die weiss bleiben können, wie zum Beispiel in Les Écorcheresses, wo es nur wenig Verkehr hat. Die Gemeinden kümmern sich um ihre eigenen Strassen und die Trottoirs. Man kann nicht überall Salz ausstreuen, denn Salz bringt das Eis zwar zum Schmelzen, es lässt es aber auch erkalten. Es ist besser, die Strassen präventiv vorzusalzen, wenn Frost angekündigt ist, denn das Postfahrzeug kommt schon morgens um 4 Uhr, und auch einige Geschäfte in der Gegend werden um diese Zeit von Lastwagen beliefert. Bei Unfällen werden wir von der Polizei gerufen. Man kann sagen, dass die Autofahrerinnen und Autofahrer verwöhnt sind. Sie möchten das ganze Jahr durch mit Sommerpneus fahren können! Und glauben Sie mir, es gibt sehr viele Beschwerden. Wir haben deshalb unsere Fahrzeuge mit einem GPS ausgerüstet, um bei Bedarf beweisen zu können, dass wir unsere Arbeit sehr wohl getan haben.

Autofahrer möchten das ganze Jahr mit Sommerpneus fahren können!

Unser Beruf ist nicht ungefährlich. Ich denke da vor allem an die vereisten Flächen. Früher war ich bei meinen Runden um 2 Uhr nachts alleine unterwegs. Einmal standen plötzlich drei Rehe auf der Strasse. Ich ging voll auf die Bremsen, und mein Kleinlaster kam von der Strasse ab. Heute fahre ich an gewissen Stellen langsamer, denn ich weiss, dass es dort Gemsen, Hasen oder Dachse gibt. Mir graut davor, auf der Strasse einen auch noch so kleinen Tierkadaver usammensammeln zu müssen. Und dann gibt es auch noch das gefährliche Verhalten von Autofahrerinnen und Autofahrern, die versuchen, das Schneeräumfahrzeug zu überholen und dabei riskieren, von der Fahrbahn abzukommen. Einige gehen sogar so weit, uns zu provozieren, indem sie beim Überholen Gegenstände nach uns werfen.

Nach dem Winter warten andere Aufgaben auf mich. In unserem Sektor gibt es rund hundert Strassenkilometer. Schlaglöcher müssen geflickt werden, beschädigte Stundensteine und Schneestecken müssen repariert werden, Leitplanken müssen ausgetauscht werden, Strassenränder müssen gereinigt und entwässert werden, Sicherheitsnetze müssen von Steinen befreit werden, Bäume müssen gefällt werden usw. Einige Arbeiten sind etwas mühsam, wie das Einsammeln von Abfall. Aber wenigstens arbeiten wir im Freien, in einer wunderschönen Gegend. Natürlich ist es oft kalt, aber die zur Verfügung gestellte Arbeitskleidung ist von guter Qualität. Am meisten liebe ich die Abwechslung bei meiner Arbeit. Ich bin Maurer von Beruf und arbeite seit dreizehn Jahren beim Kanton. Wir verstehen uns sehr gut im Team und teilen die Arbeit unter uns auf. So kann ich meine Freizeit besser gestalten. Ich spiele seit über vierzig Jahren Eishockey. Ich habe das nie profimässig gemacht. Ich habe die Kleinsten trainiert und helfe heute einem Kollegen, der sich um die Nachwuchsstufe U13 des Teams Jura kümmert. Im Winter laufe ich auf dem Etang de la Gruère Schlittschuh oder schnalle meine Schneeschuhe für eine GPS-Schnitzeljagd an. Man nennt das auch Geocaching. Bei diesem Spiel verwendet man einen GPS-Empfänger, um Dinge zu finden, die irgendwo versteckt sind. Findet man das Versteck, nimmt man den darin verborgenen Gegenstand und hinterlässt einen anderen Gegenstand seiner Wahl für den nächsten Finder. In einem Heft, das sich ebenfalls im Versteck befindet, notiert an, dass man da war. Im Berner Jura und überall in der Schweiz gibt es viele solche Schnitzeljagdverstecke.

Die Coronavirus-Pandemie hat sich nicht gross auf meine Arbeit ausgewirkt, da ich immer draussen bin. Ich trage eine Schutzmaske und halte mich an die Sicherheitsvorschriften. Wir müssen zum Beispiel den Lastwagen desinfizieren, bevor wir ihn einem anderen Kollegen überlassen. Pandemie hin oder her, meine Arbeit ist einem Wandel unterworfen. Wir werden die Baustellen den Unternehmen überlassen und vermehrt mit der Natur arbeiten müssen. Meine Arbeit wird also noch viel vielfältiger werden!»

Massimo Oberti

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