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Raphael Hunziker, Verkehrsexperte beim Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt

Raphael Hunziker (35) sorgt für Sicherheit auf den Berner Strassen. Der Verkehrsexperte beim Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt (SVSA) prüft nicht nur Fahrzeuge, sondern auch deren Führerinnen und Führer.

«Morgens um 7 Uhr bin ich bereits am Hauptsitz des Strassenverkehrsamts im Kanton Bern und bereite mich auf meinen Arbeitsalltag vor. Zehn Minuten später stehe ich auf der Prüfbahn und kontrolliere das erste Fahrzeug des Tages auf seine Fahrtauglichkeit. Wenn ich den ganzen Tag als Fahrzeugprüfer eingeteilt bin, folgen im Laufe des Tages weitere 22 Fahrzeuge. In der Regel dauert eine periodische Fahrzeugprüfung 20 Minuten. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich ein Auto, einen Traktor oder einen Töff prüfe.

Jetzt, im Frühling, beginnt nicht nur für Töfffahrerinnen und Töfffahrer die Zweirad-Saison, sondern auch für uns Verkehrsexperten. Ab Ende März bis Ende Oktober bieten wir auch die Motorräder zur periodischen Kontrolle auf. Dabei läuft immer alles gleich nach Checkliste ab. Als Erstes identifiziere ich das Fahrzeug anhand des Kontrollschilds und verifiziere Herstellerschild und Chassisnummer. Anschliessend wird der Töff auf die technischen Anforderungen kontrolliert. Das heisst, ich kontrolliere beispielsweise das Licht, schaue, ob die Bremsen funktionieren oder ob das Fahrzeug Öl verliert. Abschliessend mache ich eine kurze Testfahrt ums Haus. Bei einer positiven Prüfung wird diese auf dem Tablet abgeschlossen und der Fahrzeugausweis abgestempelt.

Bei einer Fahrzeugprüfung kann es aber auch einmal zu schwierigen oder speziellen Situationen kommen. Wenn man eine Meinungsverschiedenheit mit dem Besitzer hat, versucht man ihm direkt am Fahrzeug zu zeigen, was nicht stimmt. Wenn er dann immer noch nicht einverstanden ist und es weiterhin Diskussionsbedarf gibt, hat man die Möglichkeit, den Hallenchef beizuziehen und die Situation gemeinsam zu beurteilen.

Als Verkehrsexperte nehme ich nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Führerprüfungen ab

Fahrzeugprüfungen sind aber nur ein Teil meiner Arbeit. Als Verkehrsexperte nehme ich nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Führerprüfungen ab. In einer Arbeitswoche stehen zwei bis drei Halbtage Führerprüfungen auf dem Programm. Pro Halbtag werden jeweils vier Kandidatinnen oder Kandidaten auf ihre Fahrfähigkeiten getestet. Pro Prüfling habe ich eine Stunde Zeit um herauszufinden, ob er oder sie das Fahrzeug beherrscht und kein Sicherheitsrisiko für den Verkehr darstellt. Bei Führerprüfungen ist natürlich viel mehr Fingerspitzengefühl gefordert als bei Fahrzeugprüfungen. Während man bei Fahrzeugmängeln klar zeigen kann, was nicht gut ist, ist es bei fahrerischen Mängeln manchmal schwieriger aufzuzeigen, wo die Fehler passiert sind.

Diese unterschiedlichen Anforderungen im Stellenprofil und die Abwechslung machen für mich den ganz besonderen Reiz dieses Berufs aus. Hinzu kommt: Bei uns kommt vom 2CV bis hin zum Ferrari und zum Lamborghini alles vorbei, was man auf der Strasse sieht und was ein Kontrollschild hat. Diese unterschiedlichsten Fahrzeuge auch fahren zu dürfen, geniesse ich als gelernter Automechaniker sehr. Mit 14 hatte ich mein erstes Töffli, später bin ich Roller gefahren, und als ich wusste, dass ich zum SVSA komme, habe ich die grosse Töffprüfung gemacht. Ich selber fuhr eine Kawasaki ER-6n und genoss meine Ausfahrten bei schönem Wetter. Als stolzer Vater einer fünf Monate alten Tochter habe ich meinen Töff nun aber verkauft.

Wie die meisten haben auch wir beim Strassenverkehrsamt die Coronapandemie zu spüren bekommen. Wir prüfen die Fahrzeuge nun mit Schutzmaske und Handschuhen und haben weniger Kundenkontakt, da diese für die Prüfung aus der Halle geschickt werden. Im vergangenen Frühling, während der ersten Welle, wurden sogar die periodischen Fahrzeugprüfungen eingestellt. Da machten wir nur noch die freiwilligen Prüfungen bei Handänderungen. Deshalb sind die Zahlen der geprüften Fahrzeuge 2020 etwas tiefer als im Vorjahr (2020: 228’000 Fahrzeugprüfungen – 2019: 260’000 Prüfungen). Mittlerweile prüfen wir aber wieder gleich viele Fahrzeuge wie vor der Pandemie. Das heisst, im Schnitt werden im Kanton Bern rund 1000 Fahrzeuge pro Tag geprüft.» 

Aufgezeichnet von Lukas Reinhardt.

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