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Jeremy Zürcher, Revierförster im Berner Jura

Jeremy Zürcher (31) ist Revierförster im Berner Jura. Er führt einen Krieg gegen den Borkenkäfer, da dieser grosse Schäden an Fichten und Weisstannen verursacht. Sein Beruf werde sich verändern, sagt er, und der direkte Austausch mit der Bevölkerung werde wichtiger.

«Ich komme frühmorgens mit dem Auto aus Yvonand (VD) und trinke zuerst in aller Ruhe einen Kaffee. Ich brauche das, um mich zu konzentrieren. Um diese Zeit finden keine Sitzungen statt. Als Revierförster bin ich für ein Revier zuständig, also ein Gebiet, das aus mehreren Gemeinden besteht. Ich mache kein Management, ich führe nur die Aufgaben des Staates aus: Baummarkierung, Waldpolizei, Beratung der Waldbesitzer. Alles, was den Holzschlag und den Holzverkauf oder die Organisation der Baustellen betrifft, liegt in der Verantwortung anderer Förster, die von den Waldeigentümern angestellt werden.

Der Frühling ist da, und der Borkenkäfer wird uns bis mindestens Oktober beschäftigen, je nach Temperatur und Niederschlag. Da das Wetter im Februar mild war, hatten wir ein wenig Angst, denn dieses Insekt vermehrt sich, wenn es warm wird. Zum Glück wurde es Anfang März wieder kalt, aber wir werden die Beobachtungen wieder aufnehmen müssen. Der Borkenkäfer befällt Nadelbäume. Man erkennt einen kranken Baum am Sägemehlhaufen, der sich an seinem Fuss ansammelt, an den Saftströmen am Stamm und an der Verfärbung der Baumspitze. Der Käfer gräbt unter der Baumrinde Gänge, um seine Eier abzulegen. Der Saft zirkuliert nicht mehr und der Austausch von Wasser und Mineralsalzen zwischen den Wurzeln und der Spitze wird unterbrochen. Der Baum verdorrt sehr schnell. Also müssen die Bäume markiert werden, die gefällt werden müssen. Ist der Baum in Privatbesitz, ist die Zustimmung des Eigentümers erforderlich. Die Forstwarte des Kantons und der Gemeinden fällen pro Jahr rund 10’000 Bäume. Das Holz muss schnell entfernt werden, da sich der Käfer noch im Inneren befindet. Das Borkenkäferholz wird wegen seiner bläulichen Farbe abgewertet. Es kann aber noch immer für nicht sichtbare Arbeiten verwendet werden, da seine physikalischen Eigenschaften gleich bleiben.

Wir haben keine speziellen Werkzeuge, um den Borkenkäfer zu bekämpfen, die einzige Waffe ist der Mensch. Man muss hinausgehen, beobachten und schnell reagieren. Im Allgemeinen überprüfen wir die Bereiche, in denen der Schädling in den Vorjahren bekämpft wurde, um sicherzustellen, dass er nicht mehr vorhanden ist. Wir haben auch ein paar Pheromonfallen aufgestellt. Manchmal melden uns Waldbesitzer kranke Bäume. Übrigens: Die öffentlichen Beihilfen, die sie erhalten, subventionieren die Bekämpfung des Borkenkäfers und nicht die Einkommensverluste, die er verursacht.

Fichten und Weisstannen sind hier im Berner Jura sehr stark betroffen. Reine Baumarten auf grossen Flächen gibt es nicht mehr! Wir werden andere Arten pflanzen müssen, die Bestände mischen, eine Kombination finden, die zum Boden, zum Klima und zu den Besitzern passt, ohne zu vergessen, dass diese Bäume eines Tages anderen Schädlingen zum Opfer fallen könnten. Idealerweise werden einheimische Arten wie Linde oder Eiche bevorzugt, aber da es keine Wunderlösung gibt, sollten auch exotische Arten in Betracht gezogen werden. Denkbar wären beispielsweise Tulpenbäume oder Douglasien.

Der Wald hat eine Vielzahl von Funktionen: Er filtert Wasser und fixiert den Boden, er ist Lebensraum verschiedener Arten, er ist ein Ort der Erholung. In meinem Job werden die Kommunikation und der Austausch mit der Bevölkerung immer wichtiger. Wir könnten uns Ausflüge vorstellen, bei denen die Leute sehen können, wie Bäume gefällt oder neu gepflanzt werden.

Ich muss in der Natur sein, ich finde dort Einsamkeit. Die Risiken sind in meinem Job minimal, nicht vergleichbar mit denen eines Forstwarts, der mit einer Kettensäge hantieren muss. Ich hatte lange eigentlich Koch werden wollen, doch ich dachte, es sei besser, meine Tage in der Natur zu verbringen. Ich koche jetzt manchmal abends für meine Partnerin und meine beiden Kinder.

Ich verbringe die meiste Zeit draussen. Manchmal begegne ich einer Gämse oder einem Reh. Ich kann es kaum erwarten, einmal auch einen Luchs zu sehen!»

Aufgezeichnet von Massimo Oberti

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