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Fabian Kleemann, Hochschulpraktikant beim Amt für Kommunikation des Kantons Bern

Fabian Kleemann (25) arbeitet als Hochschulpraktikant beim Amt für Kommunikation des Kantons Bern und ist dafür von der Ostschweiz nach Bern gezogen. Dabei hat er erlebt, dass der Behördengang mühsam sein kann. Das will er mit einer App für den digitalen Behördengang ändern. Am Berner Digitaltag vom 10. November wurde er für diese Idee ausgezeichnet.

«Morgens um 7 Uhr sitze ich an meinem Küchentisch, starre in mein Müesli und muss mich zwingen, etwas zu essen. Dazu höre ich einen Podcast. Manchmal ist das ‹Echo der Zeit› vom Vorabend, manchmal ist’s auch was Lustiges wie ‹Buchingers Tagebuch› des österreichischen Comedians Michael Buchinger. Das tut in dieser ganzen Corona-Situation, die schon auch aufs Gemüt schlagen kann, gut. Später rase ich dann mit meinem Fahrrad den Muristalden in Bern runter und bin so gegen 7.45 Uhr im Büro in der Staatskanzlei.

Ich arbeite als Hochschulpraktikant beim Amt für Kommunikation des Kantons Bern, wo ich unter anderem Social-Media-Arbeiten und das Medienbriefing an den Regierungsrat übernehme. Vergangenen August habe ich hier angefangen und bin von der Ostschweiz in die Bundesstadt gezogen. Nun werde ich Ende Januar schon wieder umziehen, obschon es mir in Bern so gut gefällt und ich noch so viel zu entdecken hätte, und mich in St. Gallen niederlassen. Das war eigentlich anders geplant. Doch alles der Reihe nach.

Aufgewachsen bin ich in Illighausen im Kanton Thurgau. Das ist bei Kreuzlingen am Bodensee. Nach der Sekundarschule habe ich eine Banklehre bei der Credit Suisse gemacht und war da anschliessend während drei Jahren in der Beratung tätig. Ich war für die Personalkundinnen und -kunden der CS verantwortlich, also für Menschen, die selber für die Bank arbeiten oder dies vor ihrer Pensionierung getan haben. Die schwierigste Kundschaft überhaupt! Ich musste lernen, mich durchzusetzen. Ich führte ein eigenes Kundenbuch und war für ein Vermögen im Wert von 190 Millionen Franken verantwortlich. Das war eine Riesenchance, aber auch ein Riesendruck. Wir waren ein gutes Team und ich habe ich in dieser Zeit viel lernen können.

Nach drei Jahren – ich war 21 Jahre alt – habe ich eine andere berufliche Richtung eingeschlagen. Schon in der Sekundarschule habe ich gern geschrieben und mich für Journalismus interessiert. Am liebsten mochte ich, wenn wir frei über ein Thema schreiben konnten. Ich wollte aber nicht die beobachtende Rolle des Journalisten einnehmen, sondern Projekte mitgestalten, und habe mich für den Kommunikationsweg entschieden. An der ZHAW in Winterthur studierte ich während drei Jahren Journalismus und Kommunikation. Daneben arbeitete ich zu 20 Prozent im Beschwerdemanagement der CS.

Das Studium ist sehr auf die Praxis ausgerichtet. Während des vierten Semesters machten wir Praktika. Ich machte meins bei der Kommunikationsabteilung der Stadt und der Stadtpolizei St. Gallen. Am 1. März 2020 war mein erster Arbeitstag – und er begann gleich mit einer Corona-Sitzung. Ich war von Beginn weg voll eingespannt. Ich schrieb viel fürs Intranet. Ich habe da zu zeigen versucht, wie es den verschiedenen Abteilungen in der Corona-Zeit geht, und machte Hintergründe. Etwa: Was tun die Mitarbeitenden, wenn der Botanische Garten zu ist? Wie verläuft der vorgezogene Hallenbadumbau? Ich durfte auch viel für die Social-Media-Kanäle der Stadt machen.

Nach dem Praktikum gings zurück an die ZHAW. Meinen Bachelor-Abschluss habe ich im vergangenen Sommer gemacht. Ich wusste: Ich möchte noch dazulernen und ein weiteres Praktikum machen. Noch einmal einen Senkrechtstart wie bei der CS möchte ich nicht hinlegen. Was Cooles, Sinnstiftendes bei der öffentlichen Hand schwebte mir vor. Im September konnte ich beim Amt für Kommunikation des Kantons Bern als Hochschulpraktikant anfangen. Der proaktive Kommunikationsstil, den ich hier erlebe, gefällt mir sehr gut. Der Kanton Bern spielt in seiner Kommunikation mit offenen Karten. Das zahlt sich aus. Ich bekomme bei meiner Arbeit einen Blick hinter die Kulissen, ich kann schauen, was hinter einer Schlagzeile steckt.

Im Juli bin ich von der Ostschweiz in eine WG nach Bern gezügelt. Im September bekam ich einen scharfen Brief von der Stadt Bern: Warum ich mich denn noch nicht angemeldet hätte, wurde da in einem vorwurfsvollen Ton gefragt. Dabei hatte ich mich ordentlich als Wochenaufenthalter bei der Stadt Bern angemeldet! Dieses Ereignis hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Behörden mit den Menschen im Dialog stehen, und dass die Leute wissen müssen, was mit ihren Anfragen oder den eingereichten Dokumenten geschieht. In meiner Bachelorarbeit an der ZHAW war genau dies mein Thema gewesen. So reichte ich denn die Idee einer App für den digitalen Behördengang für den Berner Digitaltag vom 10. November ein. Via Bürgerkonto in einer App können Einwohnerinnen und Einwohner ihre Aufträge einreichen und jederzeit und von überall her nachverfolgen. Komplexe Anfragen leitet ein Chatbot an ‹echte› Mitarbeitende weiter. Die Bürgerinnen und Bürger sparen Zeit und müssen sich mit weniger Formularen herumschlagen, Mitarbeitende gewinnen so Zeit für qualitative Beratungen. Meine Idee wurde am Digitaltag von der Jury ausgewählt und soll nun für Stadt und Kanton Bern umgesetzt werden.

In diesen Tagen überschlugen sich die Ereignisse. Die Idee der Behörden-App hatte ich ja in meiner Bachelorarbeit ursprünglich für die Stadt St. Gallen entwickelt. Nun boten sie mir eine Stelle im Kommunikationsteam der Stadt St. Gallen an und ich werde die Behörden-App dort einführen können. Und ich werde den Praktikanten betreuen! Ich habe zugesagt und werde nun Ende Januar meine Zelte in Bern wieder abbrechen. Es fällt mir nicht leicht, schon wieder zu gehen. Aber zu wissen, dass die Zeit begrenzt ist, hat auch sein Gutes: Ich bin gezwungen, den Rest in Bern noch in vollen Zügen zu geniessen und Neues auszuprobieren. Sonst hätte ich es mir kürzlich wohl zweimal überlegt, am «Zibeleschwümme» bei 9,5° in der Aare baden zu gehen!»

Aufgezeichnet von Catherine Arber

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