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Daniel Rossel, Projektleiter Verkehrstechnik und Verkehrssicherheit

Daniel Rossel (59) sorgt dafür, dass auf den Kantonsstrassen im Seeland und im Berner Jura die Signalisationen und Markierungen am richtigen Ort angebracht werden. Doch das ist nur ein Teil seiner Tätigkeit. Seine Aufgaben haben auch viel mit Digitalisierung zu tun. 

«Morgens um 7 Uhr bin ich bereits an der Arbeit, entweder im Büro des Tiefbauamts in Biel oder im Homeoffice in Aegerten. Ich war schon immer ein Morgenmensch und beginne meinen Arbeitstag gerne früh, jeweils zwischen 6 und 6.30 Uhr. Denn dann bin ich am leistungsfähigsten und kann ungestört Dinge erledigen. Sobald ich mich am Stehpult eingerichtet habe – das ist mir wichtig, alles muss passen –, lege ich los. Ich verschaffe mir einen Überblick über das Tagesprogramm, setze Prioritäten und beantworte E-Mails. Meine Arbeitstage sind sehr abwechslungsreich. Oft sind sie von kurzfristig zu erledigenden Aufgaben geprägt.

Als Projektleiter Verkehrstechnik und Verkehrssicherheit bin verantwortlich für die Markierungen auf und die Signalisation an den Kantonsstrassen im Oberingenieurkreis III, Seeland / Berner Jura. Vereinfacht ausgedrückt geht es beispielsweise darum, wo eine Höchstgeschwindigkeitstafel zu stehen kommen soll oder wo ein neuer Fussgängerstreifen gemacht respektive entfernt wird. Dazu werden Gutachten erstellt, Berichte verfasst, und das Verfahren mit den verschiedenen Beteiligten – Ingenieurbüros, Ämtern, Behörden – muss koordiniert werden. In dieser Aufgabe sowie bei der Strassenbeleuchtung, dem Berichtswesen und Verkehrszählungen werde ich von Mitarbeitenden tatkräftig unterstützt. Besonders die Fussgängerstreifen geben immer wieder Anlass zu Diskussionen. Hier ist der Druck der Bürgerinnen und Bürger in letzter Zeit immer stärker spürbar geworden. Einige möchten am liebsten überall 30er-Zonen oder an möglichst vielen Stellen einen Fussgängerstreifen haben. Ich bekomme das direkt mit, weil das Beantworten von Bürgeranfragen ebenfalls zu meinen Aufgaben gehört.

Nach Belagsarbeiten auf schmaleren Strassen wird immer wieder mal die Frage gestellt, wieso es keine Mittellinie gebe. Die meisten Autofahrerinnen und -fahrer richten sich ja gerne daran aus. Das ist «gäbig» und verständlich. Es ist aber eben nicht immer möglich. Ich muss dann erklären, dass die betreffende Strasse für eine Mittellinienmarkierung zu schmal ist und ein etwas breiteres Auto in der Fahrspur gar keinen Platz hätte. Was oft vergessen geht: Signale, Wegweiser und Markierungen sind durch gesetzliche und normative Vorgaben stark reglementiert. Wir können also nicht nach eigenem Gutdünken oder auf Wunsch von Dritten handeln. Obwohl die Diskussionen bisweilen intensiv sind, gibt es in den meisten Fällen ein gutes Einvernehmen mit den beteiligten Behörden.

Manchmal nenne ich mich selber scherzhaft «Projektleiter, zuständig für (fast) alles», weil ich verschiedene Hüte trage. Ein Teil meiner Arbeit ist die Assistenz der Kreisoberingenieurin, ein weiterer betrifft die Informations- und Kommunikationstechnologien, abgekürzt ICT. Ich bin Mitglied der ICT-Fachgruppe und des Digiteams des Tiefbauamts, das seit rund einem Jahr existiert. Bei eBau war ich Teil einer Arbeitsgruppe, welche die Interessen des Tiefbauamts im Projekt vertrat. eBau ist heute ein tolles Produkt: Der Baubewilligungsprozess wird digital abgewickelt, das Prozedere ist für die Gesuchstellenden einfacher, und auch der Austausch unter den Fachstellen ist viel unkomplizierter und effizienter. Doch der Projektstart gestaltete sich schwierig. Das Problem war, dass am Anfang die Ämter, die ihre Berichte im Zuge des Baubewilligungsprozesses abgeben, zu wenig berücksichtigt wurden. Sie wurden schliesslich zum Glück doch noch «erhört». Die Mitarbeit im Projekt war spannend, aber nicht immer einfach. Vieles war neu, man konnte bei Schwierigkeiten niemanden fragen. Es gab zahlreiche Aha-Erlebnisse.

In der Verwaltung werden bereits viele digitale Hilfsmittel eingesetzt. Doch oft sind die Möglichkeiten intern nicht überall bekannt. Hier hilft das Digiteam auf die Sprünge. Wir spüren nützliche Tools auf und machen sie anderen Abteilungen bekannt, damit diese in ihrer Arbeit ebenfalls davon profitieren können. So erzielen wir sogenannte «quick wins». Das sind schnelle Verbesserungen, die mit wenig Aufwand erreicht werden. Ich bin digital affin, seit es Computer gibt, und würde mich sogar als «Digital-Turbo» bezeichnen. Das erkennt man, wenn man sich meinen Arbeitsplatz anschaut. Er ist ziemlich stark dematerialisiert. Ganz papierfrei ist er jedoch noch nicht. In 20 vollen Hängeregisterschubladen befinden sich zahlreiche alte Dokumente, die ich aber nur mehr sehr selten konsultiere. Sie sind teilweise fast hundert Jahre alt.

Persönlich interessiere ich mich sehr für die Kryptowährung Bitcoin. Einerseits fasziniert mich die Technologie, die damit verbunden ist. Andererseits finde ich die dahintersteckende Idee – gewisse würden sogar von Ideologie sprechen – spannend. Bei der Digitalisierung ist es sehr wichtig, die Menschen mit auf die Reise zu nehmen. Dies ist aus meiner Sicht die grösste Herausforderung. Natürlich hat die Digitalisierung, wie alles im Leben, auch Nachteile. Es besteht die Gefahr, dass der persönliche Austausch verloren geht. Ich finde jedoch, dieser Nachteil wird in den Diskussionen etwas überstrapaziert. Man kann dies doch ganz einfach umgehen: Warum nicht weniger physische Sitzungen durchführen, dafür diese mit einem gemeinsamen Essen verbinden? So hat auch das Zwischenmenschliche seinen Platz.»

Aufgezeichnet von Philippe Blatter

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