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Stefan Bähler, Gesamtprojektleiter Temporäre Kollektivunterkunft Viererfeld und Impfchef

Stefan Bähler (37), Gesamtprojektleiter der Temporären Kollektivunterkunft Viererfeld, arbeitet mit Hochdruck an der Realisation der Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine. Auch wenn es sich dabei um eine Notunterkunft handelt, versuchen er und sein Team, das Maximum zu realisieren. Die Geflüchteten sollen die Möglichkeit haben, am Berner Stadtrand zur Ruhe zu kommen.

«Morgens um 7 Uhr mache ich mich mit dem Auto auf den Weg von Erlach, wo ich wohne, nach Bern. Während der 25-minütigen Fahrt überlege ich mir, was an diesem Tag ansteht, was ich tun muss, welche Themen ich priorisiere. Es ist fast so etwas wie eine Findungsphase in den Tag. In Bern angekommen, trinke ich meinen ersten Kaffee an diesem Morgen, bringe im Auto gemachte Gedanken zu Papier, beantworte Mails, bereite mich auf Sitzungen vor. Es ist noch ruhig, das geniesse ich, doch das wird sich schon bald ändern.

Das Mandat als Gesamtprojektleiter der Temporären Kollektivunterkunft Viererfeld TUV habe ich Mitte April übernommen. Damals war der Druck sehr gross, zusätzlichen Wohnraum für die Geflüchteten aus der Ukraine zu organisieren. Wir möchten die Schutzsuchenden möglichst in oberirdischen Unterkünften unterbringen. Es ging schnell: Von der ersten Besprechung bis zum Zeitpunkt, als die Bagger auffuhren, dauerte es zwei Wochen. Nun entsteht auf dem Viererfeld in Bern schrittweise eine temporäre Unterkunft für bis zu 1000 geflüchtete Menschen aus der Ukraine.

Es entstehen insgesamt fünf Wohnblöcke für je 200 Personen. Das sind 10 Reihen; je zwei bilden eine Einheit und sind jeweils überdacht. Wir planen und setzen modular um. Das bedeutet, dass ein Wohnblock nach dem anderen bezugsbereit ist. Wir arbeiten so, weil wir schon bei der Planung davon ausgingen, dass es zu Produktionsengpässen beim Baumaterial oder der Innenausstattung kommen könnte. Am Schluss werden 450 Container auf dem Viererfeld stehen. Wir geben uns Mühe, dass es wohnlich wird. So wird die TUV begrünt, und es werden Begegnungszonen für Aktivitäten und Rückzugsmöglichkeiten zum Verweilen eingerichtet. Grossen Wert legen wir auch auf die Signalisation: jede Wohneinheit ist einem Tier zugeordnet. Wenn man also den Weg zu einem der fünf Wohnblöcke sucht, folgt man dem Hasen, Fuchs, Hund, Reh oder Fisch. Zum Verwaltungsgebäude führt als Symbol des Friedens - die Taube. Wir möchten – zusammen mit der Betreiberin, der Stadt Bern – die TUV so ausgestalten, dass die Geflüchteten einen Ort haben, um anzukommen. Und trotzdem ist klar: Es handelt sich bei der TUV um eine Notunterkunft, um eine kurz- bis mittelfristige Übergangslösung. Wir möchten, dass die Geflüchteten hier zur Ruhe kommen.

Momentan hat der Druck, zu wenig Unterbringungsplätze zu haben, etwas abgenommen. Doch wir wissen nicht, was dieser Krieg noch mit sich bringen wird. Der Kanton Bern bereitet sich darauf vor, bis Ende Jahr bis zu 20'000 Menschen aufzunehmen. Auch gehen wir davon aus, dass einige Gastfamilien ihr Engagement vielleicht beenden möchten.

Ich bin es mir gewohnt, schnell zu arbeiten, vernetzt zu denken und auf den Punkt genau funktionierende, auf die Zielgruppe zugeschnittene Lösungen abzuliefern. Die Probleme muss ich erkennen, auch wenn sie noch lange nicht da sind. Während meiner 17-jährigen Tätigkeit in der Eventbranche habe ich immer so gearbeitet. Wir haben Veranstaltungsproduktionen für Firmenkunden durchgeführt. Ich war Produktionsleiter, das ist so etwas wie ein Bauleiter. Wir haben grosse Eventproduktionen organisiert, beispielweise Messen, Generalversammlungen, Roadshows und vieles mehr. Wir hatten Kundschaft aus den unterschiedlichsten Branchen und volle Auftragsbücher.

Dann kam Corona, und wir hatten in der Eventbranche nichts mehr zu tun. Wir bekamen in dieser Zeit eine Anfrage des Kantons Bern, der uns anfragte, ob wir nicht das erste kantonale Impfzentrum im Berner Wankdorf konzipieren und erstellen könnten. Es gab damals nichts Vergleichbares, von dem wir hätten abschauen können, auch nicht in einem anderen Kanton. Wir hatten die Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit und der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, die wir in eine bauliche Struktur und einen logistischen Prozess bringen mussten. Wir haben all unsere Abläufe selber erstellt. Später erhielten wir das Mandat, auch das zweite kantonale Impfzentrum in der Bernexpo-Halle zu erstellen. Als sie fertig waren, übernahm ich die Leitung für den Betrieb der beiden kantonalen Impfzentren.

Im Oktober 2021 wurde ich Impfchef. Das bin ich auch jetzt noch. Für den Spätsommer rechne ich mit intensiveren Arbeiten im Impfbereich. Wir werden dann die aktuelle Situation mit den Spitälern, Arztpraxen, Apotheken und Impfzentren klären und begleiten. Die Arbeiten in der TUV werden dann abgeschlossen sein, und auch ich werde meine Arbeiten dort schrittweise abgeschlossen haben.

Freizeit habe ich im Moment nicht viel. Wenn ich nicht arbeite, verbringe ich meine freie Zeit am Bielersee, bin mit meinem Sohn und meiner Partnerin zusammen, versuche, etwas ruhigere Momente zu verbringen – oder powere mich beim Biken aus.»

Aufgezeichnet von Catherine Arber

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