Reto Lehmann (33), Supportmanager Junior beim Kaio, kümmert sich um die vielfältigsten Fragen seiner Kundinnen und Kunden. Derzeit ist er voll mit der Einführung des neuen kantonalen Arbeitsplatzes KWP 10 beschäftigt.

«Morgens um 7 Uhr verlasse ich das Haus. Ich wohne in Münchenbuchsee und arbeite beim Amt für Informatik und Organisation (Kaio) in der Länggasse in Bern. Manchmal fahre ich mit dem e-Bike zur Arbeit, meistens aber nehme ich den Zug. Um 7.30 Uhr bin ich im Büro. Ich bin Supportmanager Junior. Das heisst, ich kümmere mich um die Anfragen, die über ein Ticket oder telefonisch bei uns reinkommen. Was ich kann, löse ich selbst. Manchmal aber können meine Kolleginnen, Kollegen und ich das nicht. Etwa bei einer grösseren Störung, da schalten wir die Bedag ein, oder wenn es um eine Fachapplikation bei einer Direktion geht.
Mein Arbeitsplatz ist in einem Grossraumbüro. Auf der grossen Tafel sehen wir, wie viele Anfragen noch unbeantwortet sind und auf unsere Bearbeitung warten und wie viele wir bereits erledigt haben. Ich mag den Kontakt mit den Kundinnen und Kunden. Ich bin da, um ihnen bei ihren technischen Problemen zu helfen. Das können Anfragen sein, wie: «Ich habe mein Passwort nach den Ferien vergessen». Jüngst hatten wir tonnenweise Anfragen rund um die Zweifaktor-Authentifizierung. Die Kundinnen und Kunden sind unterschiedlich drauf, wenn ich sie am Telefon habe. Manche können aufbrausend sein, ihnen muss ich entgegenhalten, andere sind verunsichert, sie muss ich eher bestärken. Ich kann gut mit unterschiedlichen Menschen umgehen. Vor meiner Zeit beim Kaio habe ich in einem Altersheim mit Demenzkranken und später in einer Institution für schwerbehinderte Menschen gearbeitet. Also ja, ich habe Geduld.
Für Informatik habe ich mich schon immer interessiert. Ich habe bereits mit elf Jahren meinen eigenen Computer programmiert und war schon immer Gamer. Ich habe mich aber zunächst nicht für diese Berufswahl entschieden. Ich bin ein Quereinsteiger. Als ich Ende der obligatorischen Schulzeit mit 15 Jahren beim BIZ war, interessierte mich einfach zu viel, um mich für nur einen Beruf entscheiden zu können. Hochbauzeichner wäre auch was gewesen. Ich habe schliesslich eine kaufmännische Lehre gemacht, weil das eine gute Grundausbildung ist. Aber richtig zuhause bin ich da nicht gewesen. Ich habe danach noch die Berufsmatur abgeschlossen. Danach habe ich während drei Jahren im Seelandheim in Worben gearbeitet. Das hat mir sehr gefallen und ich begann ein Studium der Sozialen Arbeit. Doch das war mir zu fest «gspürsch-mi» und ich habe es abgebrochen.
Als ich 26 Jahre alt war, starb mein Vater mit 58 Jahren an einem plötzlichen Herzversagen. Da gingen mir viele Gedanken durch den Kopf. Meine Arbeit im Altersheim gefiel mir, doch ich kam finanziell auf keinen grünen Zweig und auch privat war es mit den Zimmerstunden schwierig. Was will ich noch? Ich kündigte meinen Job und arbeitete während eines Jahres bei Interdiscount im Hotline-Team. Danach ging ich auf Reisen. Leider war dies 2020 just eine Woche vor Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie. Ich war in Thailand und Südostasien unterwegs, viele Grenzen waren zu. Nach einem halben Jahr kam ich zurück und arbeitete in Gümligen aushilfsmässig in einem Heim für behinderte Menschen.
Die Informatik schwirrte mir aber nach wie vor im Kopf herum und so bewarb ich mich Ende 2020 beim Kaio als Supportmanager Junior. Ich musste einen Eignungstest machen, den ich bestand. Vieles in der Informatik habe ich mir selbst beigebracht. Ich bekam den Job beim Kaio und startete am 1. Januar 2021.
Derzeit arbeite ich vor allem für die Umstellung auf den kantonalen Arbeitsplatz KWP 10. Ich bin Teilprojektleiter für den Rollout, also für die schrittweise Einführung in den Direktionen. Mitte Juli haben wir von den 12'940 Geräten 4'322 Stück umgerüstet. Dies erforderte eine gute Planung. Bei jeder Direktion müssen wir auch Speziallösungen mitberücksichtigen. Bei den Justiz- und Vollzugsanstalten beispielsweise müssen sie über die Informatik einen Alarm auslösen oder eine Zelle auf- und zuschliessen können. Oder bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren RAV müssen ab September die Applikationen des Bundes auch im neuen KWP 10 anwendbar sein. Darauf müssen wir achten und zum Zeitpunkt der Umstellung muss alles funktionieren. Bis Ende Jahr arbeite ich voll für dieses Projekt. Danach werde ich wieder als Service Manager Junior arbeiten. Ich werde sehen, ob ich mich in Zukunft eher technischen oder Managementfragen widmen werde. Auch Sicherheitsfragen in der Informatik finde ich sehr spannend.
Privat verfolge ich diverse kleiner Projekte. Ich mag handwerkliche Arbeiten, sei es mit Holz oder Elektronik. So habe ich bei einem Freund einen Hühnerstall umgebaut mit einem automatisierten Tor. Es reagiert auf den Sonnenstand und öffnet, wenn die Sonne aufgeht und schliesst, wenn sie wieder untergeht.»
Aufzeichnet von Catherine Arber
Bild: Adrian Moser
Veröffentlicht am 15. August 2024