Mit dem schönen Wetter schwirren die Insekten wieder durch die Luft, darunter auch die Asiatische Hornisse. BEinfo gibt einen Einblick in den Alltag von Marianne Tschuy, der Koordinatorin im Kampf gegen diese invasive Insektenart im Kanton. Neben ihrer Anstellung beim Kanton arbeitet die ehemalige Imkerin auch beim Bienengesundheitsdienst als Expertin für Bienengesundheit.

«Morgens um 7.00 Uhr sind meine Aktivitäten je nach Wochentag unterschiedlich. Wenn ich im Bienengesundheitsdienst arbeite, bin ich um 6.45 Uhr im Büro. Wenn ich meiner Funktion beim Inforama nachgehe, arbeite ich nur am Nachmittag, so dass mein Morgen mit Sport beginnt, was ideal gegen Stress ist.
Im Dienste von Fachleuten und Bevölkerung
Ich habe einen sehr einfachen beruflichen Werdegang. Nach einer kaufmännischen Ausbildung arbeitete ich in der Zentralschweiz in der Privatwirtschaft. Aus persönlichen Gründen habe ich dann über 30 Jahre in der Westschweiz gelebt. 1988 kam ich am Genfersee zum ersten Mal mit Honigbienenvölkern in Kontakt. Ich hielt bis zu 30 Bienenvölker, was viel Arbeit bedeutete. Ich kehrte schliesslich in den Kanton Bern zurück und bin nun seit acht Jahren beim Bienengesundheitsdienst tätig, der dem Dachverband der Schweizerischen Bienenzüchtervereine angegliedert ist. Ausserdem koordiniere ich am landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum Inforama seit einem Jahr die Bekämpfung der Asiatischen Hornisse im Kanton Bern.
Hornissensauger
Meine Aufgaben beim Inforama sind saisonabhängig. Derzeit habe ich viel Verwaltungsarbeit zu erledigen. Ich kontaktiere die Gemeinden, um die Bevölkerung für das Vorkommen der Asiatischen Hornisse zu sensibilisieren und informiere sie über das Vorgehen, wenn man Insekten und Nester sichtet. Wir kontaktieren auch verschiedene Berufsverbände. Im Sommer besteht der Grossteil meiner Arbeit darin, die Suche nach Nestern und deren Beseitigung zu koordinieren. Die Bekämpfung der Hornisse ist in städtischen Gebieten kompliziert. Wir benötigen beispielsweise Genehmigungen, um private Gärten zu betreten. Wir müssen zudem die Anwohner informieren, dass sie ihre Fenster vor einer Nestentfernung schliessen, um Zwischenfälle zu vermeiden.
Ausserhalb von Ortschaften ist es noch komplizierter. Der gesetzliche Rahmen verbietet den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln im Wald, weshalb wir im letzten Jahr auf die Zerstörung von Waldnestern verzichten mussten. In diesem Jahr werden wir andere Methoden wie spezielle Sauger und Kühlmittel testen. Trotz der ergriffenen Massnahmen werden wir es nicht schaffen, alle Völker auszurotten. Die Asiatische Hornisse hat sich bereits in 14 Kantonen angesiedelt. Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen in ihrer Nähe leben können ohne Angst zu haben. Das Wichtigste für mich ist, die Bevölkerung richtig zu informieren und gefährliche Nester in städtischen Gebieten sowie solche, die Probleme an Berner Bienenständen verursachen, zu entfernen.

200 Nester stehen 2025 im Visier
Die Asiatische Hornisse gelangte 2017 über die französische Grenze in die Schweiz. Zurzeit ist der Kanton Genf am stärksten betroffen, gefolgt von den Kantonen Waadt und Jura. 2022 wurden in Genf vier Nester gefunden, während es 2024 schon knapp 300 waren. Im Kanton Bern fanden wir 2024 58 Nester, und wir werden in diesem Jahr wahrscheinlich rund 200 Nester beseitigen. Die Asiatische Hornisse breitet sich sehr schnell aus, da sie derzeit keine natürlichen Feinde hat. Sie ist ein sehr intelligentes Insekt, das sich an alle Lebensräume anpasst und grosse Völker bildet.
Das Hauptproblem mit Asiatischen Hornissenvölkern ist, dass sie sich von allen möglichen Insekten ernähren, was deren Populationen verringern könnte. Asiatische Hornissen stellen auch eine Gefahr für Honigbienen dar. Wenn ein Bienenvolk im Spätsommer angegriffen wird, sind die Bienen gestresst und ihre Überwinterung ist gefährdet. Schliesslich können Hornissen ein Problem für die öffentliche Sicherheit darstellen, je nachdem, wo sich ihre Nester befinden.
Äusserst klimasensible Insekten
Die Asiatische Hornisse passt sich sehr gut an die globale Erwärmung an. Sie kommt aus Asien und ist daher an warme Temperaturen gewöhnt. Sie mochte hingegen den kalten und nassen Winter nicht, den wir letztes Jahr hatten, mit dem ersten Schneefall Mitte November. Wir kontrollierten alle vorher noch aktiven Nester in dieser Zeit und stellten fest, dass alle Hornissen tot waren.
Der Klimawandel wirkt sich aufgrund langer Regen- und Trockenperioden stärker auf die Bienen aus. Während der gesamten Bienensaison benötigen sie Blüten, um sich zu ernähren. Wenn die Blütezeit der Raps- und Obstkulturen vorbei ist, kommt es oft zu einer mehr oder weniger langen Durststrecke. Imkerinnen und Imker können mit diesen Situationen umgehen und sicherstellen, dass ihre Bienen überleben, aber die Aufgabe wird durch den Klimawandel schwieriger.»
Aufgezeichnet von Margaux Deagostini
Bild: Adrian Moser
Veröffentlicht am 27. März 2025