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Jörg Ramseier, Fischereiaufseher für das Seeland

Warum fühlen sich Egli in Berner Gewässern wohler als Forellen? BEinfo hat Jörg Ramseier, Leiter Fischereiaufsichtskreis und Fischereiwirtschaft Seeland, besucht. Er lässt Sie in seine Leidenschaft für die Fischerei eintauchen und beschreibt seine abwechslungsreiche Arbeit.

«Morgens um sieben Uhr mache ich ganz Verschiedenes. Manchmal bin ich im Büro, auf Baustellen in fliessenden Gewässern oder am Seeufer. Manchmal vertrete ich auch meinen Kollegen, der sich um die Fischzucht kümmert. Ich habe keinen typischen Tagesablauf und bin damit sehr zufrieden.

Eine Leidenschaft, die zum Beruf wurde

Ich habe diese Arbeit 1984 angetreten, nach einer Ausbildung als Automechaniker. Die Stelle interessierte mich vor allem deshalb, weil ich das Fischen liebte. Ich habe als 10-Jähriger mit dem Fischen angefangen. Ich wohnte in der Nähe der Aare und sah viele Fischer. Deshalb habe ich mich beworben und hatte das Glück, die Stelle zu bekommen. Zuerst absolvierte ich intern eine zweijährige Ausbildung und dann machte ich die Berufsprüfung für den Fachausweis als Fischereiaufseher. Am Anfang war ich für die Berufsfischerei zuständig. Als mein Vorgänger 1988 pensioniert wurde, habe ich seinen Posten als Leiter Fischereiaufsichtskreis und Fischereiwirtschaft übernommen. Seither habe ich die Stelle nicht mehr gewechselt, aber im nächsten Sommer gehe ich in Pension.

Eine abwechslungsreiche Arbeit

Was mir an meiner Arbeit am besten gefällt, ist, dass sie sehr abwechslungsreich ist. Es gehört zu meinen Aufgaben, Baubewilligungen zu erteilen, Bauarbeiten im Zusammenhang mit Fliessgewässern zu überwachen und Gesuche um Verlängerung von Wasserrechtskonzessionen zu bearbeiten. Aber ich bin auch viel vor Ort. Oft fische ich Baustellen ab und als Fischereiaufseher führe ich ausserdem Kontrollen bei den Fischern durch. Doch dies macht nur etwa fünf Prozent unserer Arbeit aus.

Befriedigende Momente in meinem Alltag? Wenn wir mit einem Bauprojekt fertig sind und uns vor Ort das Resultat anschauen oder wenn wir jemanden haben überzeugen können, eines unserer Projekte zu studieren. Es gibt auch weniger angenehme Momente, wenn wir es zum Beispiel mit einer Fischvergiftung zu tun haben, was leider ab und zu vorkommt. Es ist immer traurig, tote Fische einsammeln zu müssen. Meistens informiert uns die Polizei. Wir müssen dann die Ursache herausfinden und wenn nötig die Gewässer analysieren lassen.

Veränderungen im Lauf der Zeit

Die Gewässer im Seeland verändern sich dauernd, genauso wie die darin vorkommenden Fischarten. Es gibt verschiedene Gründe für diese Veränderungen. Einer davon ist die Klimaerwärmung. Seit rund dreissig Jahren beobachten wir, dass Trockenperioden immer grössere Auswirkungen haben: Einige Wasserläufe verzeichnen einen wesentlich tieferen Wasserstand, andere trocknen vollständig aus. Dies schränkt den Lebensraum der Fische sehr ein. Wir stellen ebenfalls fest, dass bestimmte Fischarten heute bedroht sind. Die Forellenbestände z. B. gehen stark zurück. Welse und Egli dagegen dominieren immer mehr. Als ich angefangen habe zu fischen, fing man selten einen Wels. Heute kommt das viel öfter vor. Die Wassererwärmung begünstigt diese Arten, die ein wärmeres Umfeld bevorzugen.

Zusammenarbeit mit Gemeinden

Revitalisierungen von Gewässern und Korrektionen von Bächen und Flüssen gehören heute zu den grundlegenden Massnahmen im Kanton Bern. Diese Eingriffe ermöglichen es, die natürlichen Lebensräume der Fauna und Flora zu verbessern und fördern insbesondere die Rückkehr gewisser Fischarten. Dank des Renaturierungsfonds des Kantons besteht unsere Aufgabe heutzutage darin, auf die Gemeinden zuzugehen, um sie für diese Problematik zu sensibilisieren, indem wir ihnen unsere Projekte vorstellen. Konkret haben wir beispielsweise einen Teil der Schüss in Biel revitalisiert. Es ist grossartig zu sehen, dass die Leute den neuen Lebensraum in Anspruch nehmen und dies neues Leben bringt. Das ist ein Gewinn für das ganze Ökosystem.»

Aufgezeichnet von Margaux Deagostini 
Foto: Adrian Moser
Veröffentlicht am 22. Juli 2025

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