Sie blühen üppig und bringen Farbe in die Gärten. Doch manche schöne Blütenpracht bringt auch Probleme: Invasive gebietsfremde Pflanzen, auch als invasive Neophyten bekannt, breiten sich ungehindert aus und verdrängen einheimische Arten. Was der Kanton Bern im Kampf gegen unerwünschte Pflanzen tut und was Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner gegen diese invasiven Arten tun können.
Sie tragen wohlklingende Namen wie Sommerflieder, Goldrute oder Götterbaum. Doch wer von den positiv konnotierten Begriffen auf erfreuliche Pflanzeneigenschaften schliesst, täuscht sich. Sommerflieder, Goldrute und Götterbaum sind invasive Neophyten. Sie breiten sich ungehindert aus und verdrängen einheimische Arten. Sie sind eine der grössten Bedrohungen für die Biodiversität in der Schweiz.
Gekommen, um zu bleiben
Von den knapp 4000 wildlebenden Pflanzenarten der Schweiz gelten rund 750 als Neophyten. Die meisten dieser Neophyten gliedern sich ohne nennenswerte Probleme in unsere Umwelt ein. Etwas mehr als 80 davon breiten sich jedoch so stark aus, dass sie einheimische Arten verdrängen, die Gesundheit von Menschen gefährden oder wirtschaftlichen Schaden anrichten. Nur diese Arten sind problematisch und werden als invasive Neophyten bezeichnet, sagt Kilian Schlunegger, Sachbearbeiter beim Amt für Landwirtschaft und Natur des Kantons Bern. «Invasive Arten haben keine bösen Absichten. Es sind lediglich durchsetzungsstarke Generalisten.» Das Problem ist laut Schlunegger zwar seit längerem bekannt, dennoch gestaltet sich die Bekämpfung schwierig. Die gesetzlichen Bestimmungen seien ungenügend und die finanziellen Mittel begrenzt. Aktuell würden auf Bundesebene aber die dringend nötigen gesetzlichen Anpassungen in der Freisetzungsverordnung vorangetrieben. Darin soll das Inverkehrbringen, insbesondere der Verkauf, gewisser invasiver gebietsfremder Pflanzen verboten werden.
Den Neophyten den Kampf angesagt
Im Kanton Bern beschäftigen sich vor allem die Wirtschafts-, Energie und Umweltdirektion mit dem Kantonalen Laboratorium (KL), dem Amt für Umwelt und Energie (AUE) und dem Amt für Landwirtschaft und Natur (LANAT) sowie die Bau- und Verkehrsdirektion mit dem Tiefbauamt (TBA) mit der Neophyten-Problematik. Die Abteilung Naturförderung im LANAT bekämpft Neophyten in den Naturschutzgebieten, um die Biodiversität in den Biotopen des Kantons zu erhalten. Gebietsbetreuer durchkämmen gemeinsam mit Zivildienstleistenden die Naturschutzgebiete und entfernen in mühsamer Handarbeit invasive Neophyten. Das TBA hat den Neophyten entlang der Strassen des Kantons ebenfalls den Kampf angesagt. Mitarbeitende des TBA, die für den Strassenunterhalt zuständig sind, wurden entsprechend geschult, sodass sie Neophyten erkennen und korrekt entfernen und entsorgen können.
Invasive Arten machen vor Gartenzäunen nicht halt
Eine Schlüsselrolle in der Bekämpfung von Neophyten kommt auch den Gartenbesitzerinnen und -besitzern zu. Gut zwei Drittel der invasiven Neophyten sind ursprünglich als Zierpflanzen eingeführt und vor allem in Privatgärten angepflanzt worden. Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner sind deshalb angehalten, invasive Neophyten aus dem Garten zu entfernen und durch ökologisch wertvolle einheimische Arten zu ersetzen. Wichtig ist es dabei, die Pflanzen samt Wurzeln zu entfernen und korrekt zu entsorgen. Da viele dieser Arten eine einfache Kompostierung überstehen, sind insbesondere die vermehrungsfähigen Pflanzenteile im Kehricht zu entsorgen. Mit dem Melden von Standorten invasiver Neophyten über die Invasiv-App können Privatpersonen einen weiteren zusätzlichen Beitrag leisten.
Text: Lukas Reinhardt
Bild: Salome Heiniger
Veröffentlicht am 31.8.2023
Neophyten im Garten: Was tun?
- Entfernen Sie Samen und Früchte und entsorgen Sie sie im Kehricht.
- Graben Sie invasive Neophyten komplett aus und entsorgen Sie Schnittgut und Aushub mit vermehrungsfähigem Pflanzenmaterial korrekt.
- Führen Sie Nachkontrollen durch, da auch Jahre nach der Entfernung Samen keimen können.
- Pflanzen Sie in Zukunft nur noch einheimische und standortgerechte Pflanzenarten.
Weitere Informationen
Artenporträts invasiver Neophyten
Einheimische Pflanzen statt invasive Neophyten