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Schon heute lernen, was morgen gefragt ist

Die Bau- und Verkehrsdirektion rüstet sich für die digitale Zukunft: Als erste kantonale Direktion bietet sie seit 2023 die neue Ausbildung EntwicklerIn digitales Business EFZ an. Im Sommer hat auch Carmen Stähli diese Berufslehre begonnen.

Seit einigen Wochen hat sich der Berufsalltag von Carmen Stähli um 180 Grad gedreht: Die 31-Jährige ist ausgebildete Landwirtin und Wildtierpflegerin und steht seit 15 Jahren im Berufsleben. Zuletzt arbeitete sie an der Grenzkontrollstelle eines Flughafens. Nun sitzt sie im Büro und macht die Ausbildung als Entwicklerin digitales Business. Eine Ausbildung, die es erst seit 2023 gibt. Das sei ein ganz bewusster Entscheid: «Tierpflege und Landwirtschaft haben mir immer gefallen. In den letzten Jahren habe ich aber gemerkt, dass ich eine neue Herausforderung brauche und meine Fähigkeiten im digitalen Bereich weiterentwickeln möchte.»

Auf die Menschen zugehen und sich austauschen 

Dafür passt das Berufsbild EntwicklerIn digitales Business für sie ideal: Die Entwicklerinnen und Entwickler sind an der Schnittstelle zwischen Menschen, Wirtschaft und Technik. Sie arbeiten in Digitalisierungsprojekten mit, optimieren Geschäftsprozesse, unterstützen Fachpersonen und bewerten digitale Trends und Innovationen.

Langjährige Berufserfahrung hilft

Genau dieses Vernetzte gefällt Carmen Stähli: «Einerseits muss ich die technischen Hintergründe rund um die digitalen Entwicklungen verstehen. Ich muss aber auch wissen, was die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden in der Direktion, den Ämtern und den Abteilungen sind. Dafür braucht es Empathie und Kommunikation. Wir Entwicklerinnen und Entwickler digitales Business sind fast wie Dolmetscherinnen und Dolmetscher. Wir müssen nicht nur mit den ICT-Fachpersonen über die technische Umsetzung sprechen, sondern auch mit den Mitarbeitenden, die von den Veränderungen der Digitalisierung betroffen sind. Genau hier kommt ihr die langjährige Berufserfahrung zugute: «Ich bin mir gewohnt, auf Menschen zuzugehen und mich mit ihnen auszutauschen.»

Von Feld und Stall hinter die Monitore im Büro

Zwar gehörte Carmen Stähli schon in der Tierpflege und der Landwirtschaft computertechnisch zu den Besten. Trotzdem ist sie nun in eine neue Welt eingetaucht, in der es viel zu lernen gibt. Eine Herausforderung waren auch die vielen Begriffe und Abkürzungen, die in einer Verwaltung üblich sind. Trotzdem bereut sie es nicht, dass sie von der teilweise anstrengenden Arbeit draussen bei Wind und Wetter ins Büro gewechselt ist: «Ich sitze ja nicht nur vor dem Bildschirm und schiebe Daten hin und her. Ich habe auch mit Menschen zu tun und muss kommunizieren, das ist eine sehr schöne Mischung.»

Analytisches Denken ist gefragt

Oliver Schärer hat seine Ausbildung zum Entwickler digitales Business vor etwas mehr als einem Jahr begonnen. Er ist einige Jahre jünger als Carmen Stähli. Dafür konnte er nun bereits Erfahrungen mit der neuen Berufslehre sammeln. Auch er schätzt vor allem die Vielfalt im Job. Der Beruf sei sehr gut auf seine Fähigkeiten zugeschnitten. «Ich bin ein kommunikativer Mensch. Es macht mir Spass, mit Menschen zu sprechen, Interviews zu führen, die Ergebnisse auszuwerten und diese vorzustellen.»

Dafür hatte Oliver Schärer im letzten Jahr verschiedentlich Gelegenheit. In seinem ersten Jahr ging es vor allem um den Umgang mit Daten. Im Vordergrund standen dabei die Informationssicherheit und der Datenschutz. Er hat die Geschäftsprozesse in der Direktion kennengelernt, Arbeitsweisen analysiert, dargestellt und die Ergebnisse präsentiert: «Es ist spannend, nach Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen.» Zudem hat Oliver Schärer die Projektleitenden der Bau- und Verkehrsdirektion zu einer Software befragt, um herauszufinden, wie zufrieden sie damit sind. Weiter hat er ein Dashboard erstellt, das eine Übersicht über alle laufenden Projekte der Bau- und Verkehrsdirektion und deren Umsetzungsstand gibt. Besonderen Spass hatte er schliesslich beim Drehen eines Videos , in dem er die Bau- und Verkehrsdirektion mit all ihren Bereichen und Aufgaben vorstellt. Da arbeitete er eng mit den Mediamatik-Lernenden zusammen.

Viel Neues in den ersten Monaten

Auch Carmen Stähli hat bereits in den ersten Wochen praktische Erfahrungen gesammelt. Derzeit ist sie daran, mithilfe einer Low-Code-Entwicklungsplattform eine App zu entwickeln, mit der sie ihre Schulnoten verwalten und für ihre Berufs- und Praxisbildner freigeben kann. «Ich muss dank der Entwicklungsplattform zwar nicht selbst programmieren können. Es hilft mir aber zu verstehen, was die Softwareentwicklerinnen und -entwickler machen, wenn sie eine Anwendung bauen.» Daneben hat sie die Direktion mit all ihren Ämtern und Abteilungen kennengelernt und sich mit Grundlagen der ICT, den kantonalen Vorgaben und den Applikationen des Kantons beschäftigt.

Regelmässiger Austausch ist wichtig

Zwar sind Carmen Stähli und Oliver Schärer wegen ihrer Berufsschultage nur am Montag gemeinsam im Büro. Trotzdem tauschen sie sich regelmässig aus. Das funktioniere gut und bringe einen Mehrwert, sagt Carmen Stähli. Das sieht auch Oliver Schärer so. Er hat vor allem einen Tipp für seine Kollegin: «Immer viele Fragen stellen. Es ist wichtig, hartnäckig nachzuhaken, wenn man etwas nicht verstanden hat, beispielsweise wegen der vielen Abkürzungen und der Fachsprache in der Verwaltung.

Ein zukunftsgerichteter Berufszweig

Für die Bau- und Verkehrsdirektion und insbesondere für die Abteilung Digital Management sind die Lehrstellen EntwicklerIn digitales Business eine Investition in die Zukunft, denn die Abteilung ist im Wandel. Das Digital Management arbeitet eng mit den Ämtern zusammen, um die jeweiligen Digitalisierungs-Projekte und Vorhaben umzusetzen. Es prüft die Geschäftsprozesse und sorgt dafür, dass diese ohne Medienbruch funktionieren. 

Die Ausbildung EntwicklerIn digitales Business unterstützt genau diese Ziele. Deshalb habe sich die Direktion entschieden, solche Lehrstellen anzubieten, sagt Ausbildnerin Chantal Bichsel: «Damit betreiben wir auch Nachwuchsförderung und tun etwas gegen den Fachkräftemangel.» Chantal Bichsel ist überzeugt von der Ausbildung, weil sie echte Bedürfnisse der Direktion trifft und es bereits viele positive Reaktionen gebe.

Mit gemischten Teams zum Erfolg

Chantal Bichsel freut sich ganz besonders, dass mit Carmen Stähli nun auch eine Frau die Ausbildung als EntwicklerIn digitales Business begonnen hat. «Neben der Technik werden in der Informatik kommunikative, organisatorische, vermittelnde und kreative Fähigkeiten immer wichtiger – Fähigkeiten, die vor allem auch Berufszweigen mit einem hohen Frauenanteil zugeschrieben werden.» Chantal Bichsel wünscht sich für die digitale Zukunft mehr Frauen im IT-Bereich: «Schliesslich zeigen wissenschaftliche Studien, dass gemischt-geschlechtliche Teams oft bessere Leistungen erzielen, was letztlich dem Gesamterfolg des Kantons Bern zugutekommt.»

Mehr Informationen zum Beruf finden Sie auf dieser Website.

Text: Manuel Schär
Bild: Jonathan Degen, Mediamatik BVD
Veröffentlicht am 31.10.2024

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