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In den Tiefen des Kühlschranks

Ausgabe 04/2023

Wenn Tinu Grütter einmal pro Monat die zwei Kühlschränke in der Staatskanzlei-Cafeteria putzt, begegnet ihm so einiges. Doch der Fund, den er an diesem Frühlingsnachmittag macht, sorgt selbst beim hartgesottenen Hauswart für tiefes Stirnrunzeln.

Jeweils eine Woche vorher warnt der Hauswart die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatskanzlei auf einem Zettel: «Ich putze die Kühlschranke in der Cafeteria, bitte esst eure Ware auf oder räumt alles weg.» Liegen gebliebenes entsorgt er am Ende des Putztages. So geschehen auch diesen Frühling.

Um die Mittagszeit beginnt Tinu Grütter mit dem Auftauen des Gefrierfachs. Nach der Essenszeit räumt er die liegen gebliebenen Tupperwares und Salatsaucenflaschen auf die Theke für den Fall, dass sie doch noch abgeholt werden.

Grütter ist sich so einiges gewohnt: Den Deckel der Essensbehälter zu öffnen, erfordert ganz schön viel Mut. Denn die vergessen gegangenen Spaghetti, Sandwiches, Salatsaucen und Thai-Currys haben in der Zwischenzeit eine imposante Schimmelspur-Patina entwickelt.

Doch was der Hauswart an diesem Mittag im Mai in die Finger bekommt, sorgt selbst bei ihm für tiefes Stirnrunzeln: Beim Putzen des Gefrierfachs stösst er auf zwei kleine Tupperwares mit rotem Inhalt, fein säuberlich angeschrieben mit «Schweineblut». Wie kommt das Schweineblut bloss ins Gefrierfach der Staatskanzlei?!

Grütter beginnt Nachforschungen anzustellen. Nach dem Ausschlussverfahren ist die Besitzerin oder der Besitzer nicht muslimischen Glaubens, Vampire gibt es nicht, und ein Wildgericht, für dessen Sauce Schweineblut verwendet werden kann, hat im Frühling nicht Saison. Vielleicht eine Philippina- oder Thai-Reinigungsfachkraft, die ein exotisches Gericht kochen wollte? Grütter fragt nach, doch er findet auch hier des Rätsels Lösung nicht. Die Stunden vergehen, der Kühlschrank ist inzwischen frei von Eis- und Schmutzspuren. Das Schweineblut aber vermisst bis heute in der Staatskanzlei niemand.

Illustration: Thibaut Muller

Veröffentlicht am 31.8.2023

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