Monatelang war für viele Mitarbeitende des Kantons Homeoffice angesagt. Nun geht es nach und nach zurück ins Büro. Aber wird der Arbeitsalltag noch der gleiche sein wie vor der Corona-Pandemie? Wohl kaum.

Die Corona-Pandemie stellte unseren Arbeitsalltag von einem Tag auf den anderen auf den Kopf: Plötzlich wurden die eigenen vier Wände zum Büro. Statt Sitzungen gab es Skype-Meetings, direkte Kontakte zu Arbeitskolleginnen und -kollegen waren kaum mehr möglich, die Grenzen zwischen dem Privat- und Berufsleben verschmolzen mehr und mehr, mit allen Vor- und Nachteilen. Nachdem der Bund die Homeoffice-Pflicht gelockert hat, sind viele Mitarbeitende nach den Sommerferien wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt.
«Endlich», dürften manche aufatmen. Endlich wieder die Bürokolleginnen und -kollegen treffen, sich persönlich austauschen, berufliche Dinge an einem Tisch statt am Telefon besprechen, gemeinsam Kaffeepause machen und sich rasch einen Rat bei jemandem holen. Andererseits bot das Homeoffice auch Vorteile. Beruflicher und persönlicher Alltag liessen sich unter demselben Dach kombinieren. Mal vom Pösteler bestellte Ware entgegennehmen, in der Arbeitspause eine Trommel Wäsche waschen oder den Kindern eine Aufgabe erklären: das geht im Büro nicht mehr.
Sich frühzeitig auf die Rückkehr ins Büro vorbereiten
Die Rückkehr an den Arbeitsplatz bietet aber viel Positives, ist Christine Schmidhalter überzeugt. Sie ist Leiterin des betrieblichen Gesundheitsmanagements beim kantonalen Personalamt. «Die sozialen, direkten Kontakte sind für die Mitarbeitenden sehr wichtig und tragen zur Zufriedenheit und Gesundheit bei.» Im Büro gibt es viele wertschätzende Aspekte. Ein Dank in einem persönlichen Gespräch wirkt anders, als wenn dieser quasi institutionalisiert an einer Skype-Konferenz erfolgt. Die Tagesstruktur wird wieder abwechslungsreicher und in Kombination mit Homeoffice noch flexibler.
Andererseits kann es aber auch wieder häufiger zu Spannungssituationen kommen. Dem ungeliebten Kollegen oder der ungeliebten Kollegin aus dem Weg zu gehen, wird schwieriger. Alte Konflikte können wieder aufbrechen. Zudem sind wir uns aus der Pandemiezeit Distanz gewohnt. Deshalb kann die Situation im Büro rasch als beengend empfunden werden. Und schliesslich haben nicht alle während der Pandemie dieselben Erfahrungen gemacht: Während die einen praktisch nur noch zuhause waren, arbeiteten andere während der ganzen Krise vor Ort. Oft war auch die Arbeitsbelastung unterschiedlich: Während Abteilungen coronabedingt unter Dauerüberlastung litten, gab es andere, die kaum mehr Arbeit hatten. Beides kann belastend sein und Spuren hinterlassen und muss verarbeitet werden.
Christine Schmidhalter empfiehlt, sich rechtzeitig auf die Rückkehr ins Büro vorzubereiten und sich gedanklich damit auseinanderzusetzen. «Es ist wichtig, sich zu fragen: Worauf freue ich mich, und wo habe ich allenfalls Ängste oder Bedenken.» Diese Punkte kann man auch auflisten. Und bei Bedarf ist vielleicht auch ein Gespräch mit der oder dem Vorgesetzen angezeigt: «Wenn ein mulmiges Gefühl da ist, sollte man das mit den Chefinnen und Chefs direkt ansprechen.» Wichtig sei auch, im Büro Verständnis füreinander aufzubringen, auf die Bedürfnisse der anderen einzugehen und Rücksicht zu nehmen – ohne dabei auf die zu erbringende Leistung zu verzichten.
Auf dem Weg zurück ins Büro hilft ein angenehmes Zurückkommen. Es muss ja nicht gerade ein Abteilungsfest sein. Aber ein Begrüssungskaffee, eine Willkommenskarte am Arbeitsplatz oder ein spontanes Gespräch erleichtern den Einstieg und bauen Hemmschwellen ab.
Arbeitsalltag verändert sich nachhaltig
Nicht nur wegen der Coronazeit wird der Arbeitsalltag nicht mehr derselbe sein wie noch vor wenigen Jahren. Technologisch ist ein grosser Schub erfolgt. Heute lässt es sich in vielen Arbeitsbereichen problemlos von zuhause aus oder auswärts arbeiten. Und die Homeofficestrategie des Kantons Bern ermöglicht bis zu 50 Prozent Homeoffice, wenn es die betriebliche Situation erlaubt. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit dem Mix von Homeoffice und Büroalltag wichtig, sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Führungspersonen. Bei der Planung der Arbeitsorganisation sind klare Abmachungen und gegenseitiges Vertrauen zentral.
Die Teams sollten sich trotz flexibler Arbeitsmodelle regelmässig persönlich treffen: «Wir empfehlen, einen fixen Tag in der Woche, einen sogenannten Teamtag zu definieren, an dem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Büro sind», sagt Christine Schmidhalter. So ist der persönliche Austausch sichergestellt. An diesem Tag können auch Teamsitzungen oder andere Meetings stattfinden. Oder einfach ein Türrahmengespräch, ein ungezwungener Kaffeeplausch oder ein gemeinsames Mittagessen.
Manuel Schär
Ansprechstelle des Personalamts
Bei der Rückkehr ins Büro kann es unter Umständen auch zu Konflikten am Arbeitsplatz kommen. Werden diese für Sie zu belastend, warten Sie nicht lange zu. Wenden Sie sich für Unterstützung an ihre vorgesetzte Person, den Personaldienst oder an die Ansprechstelle des Personalamts, ASP, Tel. 031 633 45 78. Die Ansprechstelle berät Sie kostenlos und vertraulich.