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«Hey, so langweilig kann das ja nicht sein!»

Das Team des Instagram-Accounts «Bärn c’est nous»

Wie kann man junge Menschen für die Politik begeistern? Mit ihrem ambitionierten Projekt wollen das die vier jungen Studierenden schaffen, die in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kommunikation den neuen Instagram-Kanal «Bärn c’est nous» aufziehen. Wir treffen Muriel Bigler und Sébastien Ross hinter den Kulissen des Projekts.

Politik und Instagram: Welche Idee steckt hinter dem Projekt «Bärn c’est nous»?

Sébastien Ross: Mit «Bärn c’est nous» wollen wir junge Leute auf politische Themen aufmerksam machen und ihr Interesse dafür wecken. Wir regen sie dazu an, sich mehr Gedanken zu machen und in ihrem Umfeld über politische Themen zu sprechen. Dafür setzen wir mit Instagram auf eine Plattform, zu der Jugendliche einen Bezug haben und auf der sie einen Teil ihrer Freizeit verbringen.

Muriel Bigler: Es geht uns auch darum, Politik für junge Leute greifbarer zu machen. Wir wollen zeigen, dass Politik einen ganz konkreten Einfluss auf den Alltag hat. Dazu versuchen wir komplizierte Themen anschaulicher zu machen und in der Sprache der Jugendlichen zu erklären. Das Projekt lebt auch vom Austausch mit den Jugendlichen.
 

Das sind ambitionierte Ziele. Kann man das mit einem Instagram-Kanal erreichen?

Sébastien Ross: Wir wollen eine Brücke zu dem abstrakten Thema Politik schaffen. Es geht darum, im Alltag mit dem Thema in Berührung zu kommen. Dafür senken wir die Hemmschwelle so stark wie möglich. Die Jugendlichen müssen die Informationen zum Beispiel nicht aktiv auf einer Kantonswebsite suchen oder eine spezielle App herunterladen. Auf Instagram sind sie bereits unterwegs und stossen beim Scrollen auf unsere Beiträge.

Wichtig ist auch unser Format, in dem wir Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker vorstellen. Wenn Jugendliche an Politik denken, sehen sie häufig alte Männer, die über etwas Langweiliges diskutieren. Das beobachte ich auch bei mir selbst. Dann sehe ich aber auf unserem Kanal jemanden in meinem Alter, der wie ich spricht, ähnliche Interessen hat – und sich für Politik engagiert. Dann denke ich mir, «hey, so langweilig kann das ja nicht sein».

 

Ihr sucht nach neuen Wegen, die Jugendlichen zu erreichen. Warum ist das nötig? Werden sie von der «traditionellen» Kommunikation der Behörden zu wenig abgeholt?

Muriel Bigler: Auf jeden Fall. Die Sprache der traditionellen Behördenkommunikation fühlt sich für viele Jugendliche wie eine Fremdsprache an. Diese versteht man erst, wenn man häufig damit konfrontiert ist – also vor allem mit zunehmendem Alter. Das Problem ist weniger, dass bei den Jugendlichen kein Interesse für die Themen besteht. Es ist häufig eine Frage der Vermittlung. Wir versuchen das Komplexe zu vereinfachen, konkrete Situationen zu zeigen und auch umgangssprachlicher zu formulieren. Das darf ruhig auch mit etwas Augenzwinkern geschehen.

Ihr gehört selbst zur Generation der Digital Natives. Habt ihr dadurch einen anderen Zugang zur Zielgruppe?

Sébastien Ross: Definitiv. Wir merken das auch beim Austausch mit unseren Vorgesetzten beim Amt für Kommunikation. Da denken wir manchmal in ganz unterschiedliche Richtungen, und dann geht es darum, «Common Ground» zu finden. Sie sind aber völlig offen für unsere Ideen, das ist toll für die Zusammenarbeit.

Muriel Bigler: Bei uns funktioniert vieles intuitiv, da wir selbst mit diesen Plattformen aufgewachsen sind. Natürlich können sich ältere Personen da auch einlesen. Es ist aber nie dasselbe, wenn man beispielsweise einen Blogbeitrag über Instagram-Storys liest oder diese Funktion ganz normal in seinem Alltag selbst nutzt.

Wo holt ihr euch die Inspiration für eure Themen?

Muriel Bigler: Der Austausch mit unserer Zielgruppe ist sicher wichtig. Das hat in unserer Arbeit von Anfang an einen grossen Platz eingenommen. Wir haben zum Beispiel in Strassenumfragen ermittelt, welcher Name für den Kanal den Jugendlichen am besten gefällt. Der Dialog ist auch bei verschiedenen Formaten zentral. Zum Beispiel haben wir ein Format, in dem wir Schulklassen miteinbeziehen. Leider gestaltet sich das wegen Corona im Moment noch schwierig. Auch auf dem Kanal selbst setzen wir auf Interaktivität, indem wir zum Beispiel Umfragen machen oder dazu aufrufen, unsere Beiträge zu kommentieren.

Gibt es bereits ähnliche Projekte in anderen Kantonen?

Sébastien Ross: Mit «Bärn c’est nous» hat der Kanton ein Pionierprojekt gestartet. Deshalb dokumentieren wir unsere Arbeitsweise auch recht genau. Jugendliche für Politik zu sensibilisieren, ist natürlich nicht ein Thema, das erst seit gestern aktuell ist. Deshalb können unsere Erfahrungen sicher auch für andere Kantone oder Institutionen interessant sein.

Ihr seid im Februar mit «Bärn c’est nous» erfolgreich gestartet. Wie geht es jetzt weiter?

Muriel Bigler: Der Start ist gut gelaufen. Jetzt müssen wir vor allem austesten und analysieren, was funktioniert und was nicht. Das ist ein spannender Prozess. Ich freue mich darauf zu sehen, wie sich unser Kanal weiterentwickelt.

Sébastien Ross: Ausprobieren, anpassen, wieder ausprobieren und wieder anpassen – das bleibt auf jeden Fall. Es werden Formate hinzukommen, wegfallen und sich verändern. «Bärn c’est nous» ist ein spannendes Projekt für uns und vor allem eine grosse Chance für den Kanton.

«Bärn c’est nous» - ein Instagram-Kanal für junge Bernerinnen und Berner

Alissa Hänggeli

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