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«Die Mitarbeitenden zeigten eine sehr hohe Leistungsbereitschaft»

Das Krisenmanagement im Kanton Bern während der Covid-19-Pandemie war von einzelnen Ausnahmen abgesehen gut vorbereitet, zweckmässig umgesetzt und wirkungsvoll. Zu diesem Schluss kommt der Evaluationsbericht eines externen Forschungs- und Beratungsbüros. Im Gespräch mit Staatsschreiber Christoph Auer greift «BEinfo» einige kritische Aspekte heraus, welche vor allem die Kantonsmitarbeitenden betreffen.

Insgesamt hat sich der Kanton Bern in der Covid-19-Krise bewährt. Welches Fazit zieht der nun vorliegende Evaluationsbericht aber in Bezug auf die Mitarbeitenden?

Was wir alle während dieser herausfordernden Zeit subjektiv festgestellt haben, ist durch den Bericht sozusagen offiziell bestätigt worden: Die Kantonsmitarbeitenden zeigten eine sehr hohe Leistungsbereitschaft. Auch wenn gewisse Abstriche bei Qualität, Fristen und Umfang der Erledigung der ordentlichen Aufgaben in Kauf genommen werden mussten, hat der Verwaltungsbetrieb weitgehend funktioniert. Schlüsselprozesse konnten jederzeit aufrechterhalten werden.

In den Interviews wird aber darauf hingewiesen, dass es aufgrund der Pandemie Verzögerungen bei den üblichen Aufgaben der Verwaltung gab.

Ja, teilweise mussten einzelne Geschäfte und Projekte sistiert oder verschoben werden, der Verwaltungsbetrieb hat jedoch stets aufrechterhalten werden können. Auch die verwaltungsexternen Interviewpartnerinnen und -partner sind der Ansicht, dass die Verwaltung ihre zentralen Leistungen während der Krise erbringen konnte.

Ist diese Bilanz nicht etwas gar rosig? Die hohe Leistungsbereitschaft der Mitarbeitenden der kantonalen Verwaltung hat doch auch sehr viel Energie gekostet – oder: zu viel?

Das ist ein wichtiger Aspekt, doch. Je länger die Krise dauerte, desto deutlicher zeigten sich Ermüdungserscheinungen. Es kam sogar vor, dass Mitarbeitende aufgrund anhaltender Arbeitsbelastung ausfielen. Auch die Arbeit von zu Hause aus über einen längeren Zeitraum und zusätzliche Betreuungsaufgaben – etwa wegen Schulschliessungen oder Quarantäne – sind für manche Mitarbeitende sehr belastend gewesen.

Mit welchen Folgen?

Vonseiten des Personalamts wurde die Zunahme von psychischen Problemen bei den Mitarbeitenden konstatiert, und es wurde ein Psychologe mandatiert.

Haben die Vorgesetzten diese Zeichen genug ernst genommen?

Laut den Interviews wurde das ausserordentliche Engagement der Mitarbeitenden in den jeweiligen Ämtern und Direktionen anerkannt. Ein wertschätzender Führungsstil sei dabei wichtig gewesen. Zudem wurden gewisse personalrechtliche Massnahmen, wie die Möglichkeit, mehr nicht bezogene Ferientage auf Langzeitkonten anzusparen, getroffen. Für den Grossteil der Befragten haben die Mitarbeitenden also in ausreichendem Mass Anerkennung erfahren. Immerhin ein Viertel der Befragten ist jedoch der Ansicht, dass dies nicht oder eher nicht zutrifft.

War die Belastung überall gleich hoch?

Sie war überall grösser als üblich, doch am stärksten hat die Arbeitsbelastung in der GSI und der WEU zugenommen. In diesen beiden Direktionen hat sich die Arbeitsbelastung bei den befragten Personen gemäss deren Schätzung Covid-19-bedingt um durchschnittlich 40 Prozent erhöht.

Wie konnte dieser Mehraufwand aufgefangen werden?

Das war eine enorme Herausforderung. Die personellen Ressourcen zur Bewältigung der Krise standen nur teilweise zur Verfügung. Insbesondere in der GSI war die personelle Dotierung für die Bewältigung der Krise und die Weiterbearbeitung des Tagesgeschäfts vielfach zu gering. So wurden in der GSI auch am meisten Überstunden aufgebaut. Der Beizug von zusätzlichem Personal ist von den Befragten aber als nützlich bewertet worden. Für rund ein Viertel der Befragten, die sich auf zusätzliches Personal stützen konnten, hätte der Beizug jedoch schneller erfolgen sollen. Weiter hat der Austausch von Personal direktions- und amtsintern zwar gut funktioniert, zwischen den Direktionen hingegen weniger gut.

Wie gut war der Kanton bezüglich Arbeitsinfrastruktur auf die Pandemie vorbereitet?

Der Evaluationsbericht stellt der Vorbereitung des Kantons insbesondere bezüglich der IT-Infrastruktur ein gutes Zeugnis aus. Es hat sich als weitsichtig herausgestellt, dass die Grundlagen bezüglich Software und Hardware für die Arbeit von zu Hause aus in den Jahren vor 2020 geschaffen wurden – wenn auch nicht aufgrund des Risikos einer Pandemie, sondern um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf der Mitarbeitenden zu erleichtern. Die Verwaltung war also gut auf die Homeoffice-Zeit vorbereitet.

Haben die aktuellen Informationen zur Pandemie die Mitarbeitenden also gut erreicht?

Ja, die interne Kommunikation des Kantons konnte gemäss dem Bericht während der Pandemie gewährleistet werden und ist verständlich und adressatengerecht, jedoch gemäss einigen befragten Personen manchmal zu spät und nicht immer ohne Widersprüche erfolgt. Konkret wurde etwa der «BEinfo-Flash» als ein geeignetes Instrument für die Kommunikation beurteilt und in einer offenen Frage mit 36 Prozent auch am häufigsten als Informationsquelle genannt – gefolgt von E-Mail-Verkehr im Allgemeinen mit 30 Prozent, dem Intranet mit 13 Prozent sowie der Website des Kantons mit 12 Prozent.

Der Evaluationsbericht hat also einige Defizite aufgezeigt – was geschieht nun damit?

Gestützt auf die Empfehlungen im Bericht hat der Regierungsrat bereits verschiedene Optimierungsaufträge an die Direktionen erteilt. Ausserdem ist das Dokument eine gute Basis für alle Direktionen und Ämter, allfällige Defizite aufzugreifen und Massnahmen zu definieren, um sie zu beheben.

Interview: Reto Wüthrich

Bild: Ruben Ung

 

 

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