Logo Kanton Bern / Canton de BerneBEinfo - Personalmagazin der bernischen Kantonsverwaltung

«Avenir Berne romande verleiht dem Kanton Bern neuen Schwung»

Das Projekt Avenir Berne romande (ABR) zielt insbesondere darauf ab, die Jurafrage zu beenden und die kantonale Verwaltung sowie die Schulen und Ausbildungsstätten im Berner Jura und in Biel im Hinblick auf den Kantonswechsel von Moutier am 1. Januar 2026 neu zu organisieren. Vizestaatsschreiber David Gaffino erläutert die Herausforderungen dieses ehrgeizigen Projekts.

Avenir Berne romande (ABR) hat eine wichtige Etappe hinter sich. Was waren bisher die grössten Herausforderungen?

Zunächst galt es, die Bevölkerung und die Gemeinden des Berner Juras zu beruhigen, nachdem Moutier am 28. März 2021 über seine Kantonszugehörigkeit abgestimmt hatte. Der Kanton muss alles daran setzen, dass dieser Kantonswechsel so reibungslos wie möglich abläuft, mit dem Ziel, die Jurafrage in Ruhe abzuschliessen. In der Folge mussten die Grundlagen für ein neues regionales Projekt geschaffen werden. Der Regierungsrat ernannte Mario Annoni zum Leiter des ABR-Projekts. Als ehemaliger Regierungsrat kennt er den Berner Jura sehr gut und hat grosse Projekte wie die Sonderstatutsgesetzgebung geleitet. Die aktuellen Herausforderungen sind organisatorischer und finanzieller Natur, um die neuen Kompetenzzentren der Verwaltung im Berner Jura und in Biel zu konkretisieren. Wo Bauprojekte normalerweise über zehn bis fünfzehn Jahre geplant werden, müssen wir bis 2026 schnelle Lösungen finden.

Wie waren die Reaktionen?

Es gab zwei regionale Konsultationsrunden. Nach der ersten, Ende 2021, haben uns die Gemeinden eine gewisse Zurückhaltung und einige Kritik an der vom Kanton verfolgten Strategie, die eine stärkere Konzentration der Verwaltung an zentralen Orten im Berner Jura anstrebte, gemeldet. Die Gemeinden wurden angehört, und der im November vorgestellte Entwurf berücksichtigt den regionalen Willen, bürgernahe Dienstleistungen im gesamten Verwaltungskreis aufrechtzuerhalten. Die Institutionen der Region haben die Strategie der Kompetenzzentren begrüsst, was uns in unserem Willen bestärkt, gute Lösungen für die Region und den Kanton zu finden. Der RFB, der BJR und der Gemeindeverband Jura bernois.Bienne spielten bei diesen Konsultationen eine zentrale Rolle: Sie sorgten dafür, dass die ganze Region am gleichen Strang zieht und dass die Gemeinden während des gesamten Prozesses angehört und umfassend informiert werden.

Das Projekt will mit einer neuen Verwaltung eine positive Dynamik in die Region bringen. Was halten Sie von der Initiative «Grand Chasseral»?

Wir wurden natürlich über dieses regionale Projekt, das von Wirtschafts- und Tourismuskreisen entwickelt wurde, auf dem Laufenden gehalten. Ich finde es übrigens sehr positiv, zumal es sich in das interkommunale Kompetenzzentrum Sonceboz-Sombeval einfügt, von wo aus die Stiftung für die Ausstrahlung des Berner Juras diese Strategie mit Leben erfüllen wird. Die Stiftung wird in ihrem Vorhaben vom Kanton unterstützt. Es wurde bereits ein Finanzierungsgesuch eingereicht, aber das Projekt «Grand Chasseral» wird in keinster Weise vom Kanton gesteuert. Es handelt sich um eine regionale Initiative, die perfekt in die Ziele des Projekts Avenir Berne romande passt. Derzeit hat «Grand Chasseral» nicht das Ziel, den rechtlichen und administrativen Namen des Berner Juras zu ersetzen. Es handelt sich vielmehr um eine Marke, wie die Jungfrau-Region, die vor allem dazu dienen soll, die Region zu vereinen und auf touristischer und wirtschaftlicher Ebene zu «vermarkten».

Sind Kompetenzzentren die Zauberformel, um ein regionales Gleichgewicht zu gewährleisten, oder gab es andere Denkansätze, um die verschiedenen Verwaltungseinheiten zu verteilen?

In der Schweiz liebt man Zauberformeln, aber man muss sie immer wieder neu erfinden... Den Willen, die Region nach dem Kantonswechsel von Moutier neu zu organisieren, gab es bereits nach der ersten Abstimmung im Jahr 2017. Die Strategie der Konzentration nach Regionen mit entsprechenden Kompetenzzentren wurde 2021 beschlossen. Das Dienstleistungsangebot und die jeweiligen Standorte wurden mit der Zeit verfeinert. Im Ergebnis verleiht Avenir Berne romande, das sich auf die bereits bestehenden Verkehrswege in der Region stützt, dem Kanton Bern eine neue Dynamik. Diese soll den Einwohnerinnen und Einwohnern des Berner Juras Arbeitsplätze vor Ort und einen optimalen Zugang zu französischsprachigen kantonalen Dienstleistungen gewährleisten. Der Aspekt «moderne Verwaltung» soll dazu führen, dass auch das Homeoffice in die Überlegungen zur Verteilung der Arbeitsplätze in den Kompetenzzentren in Biel und im Berner Jura einbezogen wird.

Gab es eine positive Überraschung in diesem Verfahren?

Eine positive Überraschung war, dass wir schnell nutzbare Standorte und Gebäude gefunden haben, insbesondere in Tavannes für die Verwaltung und in Biel für die FMS und das ceff ARTISANAT. Die Planung von Bauten in Biel war ursprünglich nur bis etwa 2034 möglich, während der Kantonswechsel von Moutier für 2026 festgelegt ist. Dass wir ausserhalb dieser langen Planung verfügbare Standorte gefunden haben, war ein echter Glücksfall, der es ermöglicht, eine echte Dynamik aufrechtzuerhalten, die für diese Neuorganisation nur von Vorteil ist.

Wie geht es nun weiter?

Die nächste Herausforderung wird der Gang in den Grossen Rat sein, wo mit Hochdruck mehrere Kreditbewilligungen beraten und verabschiedet werden müssen. Die Regierung muss ihre Gesamtstrategie gut erklären, damit die Grossrätinnen und Grossräte 2023 ihre Arbeit machen und die engen Fristen einhalten können. Was die Bevölkerung betrifft, so hoffen wir, ihr 2024 die Änderungen der Kantonsverfassung zur Abstimmung vorlegen zu können, damit beim Kantonswechsel von Moutier am 1. Januar 2026 alles bereit ist.

Interview : Luca Longo

Bild : Adrian Moser

Seite teilen