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«Die wenigsten wollen auf einen fixen Arbeitsplatz verzichten»

Die Kantonsmitarbeitenden sind insgesamt sehr oder mehrheitlich zufrieden: Dies zeigt die jüngste Personalbefragung. Sie sehen aber auch Verbesserungsmöglichkeiten. In welchen Bereichen dies ist und was der Arbeitgeber nun mit diesen Erkenntnissen macht, weiss Katja Desimone, Leiterin Abteilung Strategie und Controlling des Personalamts.

Wie zufrieden sind die Kantonsmitarbeitenden?

Die Kantonsmitarbeitenden sind insgesamt sehr oder mehrheitlich zufrieden. Das zeigt sich beispielsweise bei den Antworten zum «Commitment»: Die Leistungsbereitschaft und die Identifikation mit dem Kanton Bern sind sehr hoch. Auch zeigt es sich bei der Aussage «Der Kanton Bern ist ein attraktiver Arbeitgeber», die 77 Punkte erreicht hat. Das ist ein sehr guter Wert.

Welches sind Ihre Haupterkenntnisse?

Der Arbeitgeber Kanton Bern punktet bei verschiedenen Kriterien, die namentlich bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers sehr wichtig sind. Beispielsweise beim Arbeitsinhalt, bei der Sinnhaftigkeit, den flexiblen Arbeitsformen bzw. der Work-Life-Balance, der guten unterstützenden Zusammenarbeit im Team, der offenen Kommunikation sowie der wertschätzenden Führungsarbeit. Das alles sind klare Stärken des Arbeitgebers Kanton Bern. In der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt mit dem Fachkräftemangel ist es schön zu sehen, wie die aktuellen Mitarbeitenden all diese wichtigen Punkte positiv beurteilen. Was ausserdem auffallend ist und mich sehr freut: Wir haben gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2019 in mehreren Themenbereichen eine deutlich bessere Beurteilung bekommen. Beispielsweise bei der Arbeitszeit (Work-Life-Balance), den Arbeitsprozessen, Teams, direkten Vorgesetzten, der Zielvereinbarung und der Leistungsbeurteilung.

Wie steht der Kanton Bern im Vergleich zu anderen Arbeitgebern da?

Gut. Bei der Arbeitszufriedenheit etwa liegt der Kanton Bern mit einem Wert von 75 Punkten leicht über dem Benchmark-Wert von 72 Punkten. Es gibt aber auch andere Themen, wie die Arbeitszeitregelung, der Austausch von Information und Wissen im Team oder die abwechslungsreiche Arbeit, die besser bewertet werden als bei den Benchmark-Partnern. Dabei gibt es auch Werte, bei denen wir leicht darunter sind. Das ist beispielsweise der Bereich Handlungsspielraum, wichtige Entscheide beeinflussen können sowie Entwicklungsmöglichkeiten.

Die Kantonsmitarbeitenden kritisieren aber auch gewisse Punkte. Welche?

Die tiefsten Zustimmungswerte verbuchten die Themen Lohn, Arbeitsprozesse und Arbeitsbelastung. Die ersten beiden Themen konnten aber immerhin eine Verbesserung gegenüber der letzten Befragung aufweisen. Gänzlich unzufrieden zeigten sich die Mitarbeitenden bei keinem Thema. Es gibt aber sicher Verbesserungspotenzial. Es scheint, dass ein solches beim zentralen Kursprogramm besteht, auch möchten die Mitarbeitenden beim Veränderungsprozess rund um die Digitalisierung stärker mit einbezogen werden. Rund ums Thema digitale Verwaltung hat das Personalamt auf Beginn dieses Jahres mit dem Impulsprogramm «Digitale Transformation» einen Strauss an Weiterbildungsmöglichkeiten lanciert.

Die Antwortenden fühlen sich häufiger überlastet als 2019. Das Thema Arbeitsbelastung wird insgesamt eher kritisch beurteilt. Liegt das nur an der Pandemie oder ist das ein genereller Trend? Was tut der Arbeitgeber?

Die letzten drei Jahre waren intensiv. Da waren die Pandemie, die Auswirkungen der Ukraine-Krise, es gab aber auch Grossprojekte wie die Einführung von SAP. Die Belastung der betroffenen Mitarbeitenden war gross. Hier ist es wichtig, dass der Arbeitgeber und konkret die vorgesetzten Personen regelmässig hinschauen und die Arbeitsbelastung überprüfen. Wir bieten darüber hinaus ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement. Das Thema Stressabbau wurde zum Beispiel in der kürzlich zu Ende gegangenen Gesundheitsförderungskampagne «Salute» aufgegriffen, welche für alle Mitarbeitenden der kantonalen Verwaltung Bern durchgeführt wurde.

Könnte ein Grund sein, dass sich die Arbeitnehmenden durch die Verschmelzung von Beruf und Privatem im Homeoffice weniger gut abgrenzen und dadurch gestresster fühlen?

Das ist sicher auch ein Grund. Es braucht eine gewisse Selbstverantwortung, dass man sich auch im Homeoffice abgrenzt. Auch wenn man von zu Hause aus arbeitet, gelten grundsätzlich dieselben Regeln wie im Büro.

Das Thema Gehaltssystem schneidet von allen Fragen am schlechtesten ab. Was macht das Personalamt?

Das Thema Gehaltssystem wird traditionell kritisch bewertet. Das ist auch bei anderen Unternehmen so. Wir stellen aber seit den letzten beiden Befragungen 2015 und 2019 fest, dass die Zustimmung um 10 Punkte gestiegen ist. Das heisst, die Situation hat sich wesentlich verbessert. Das hat auch damit zu tun, dass der Kanton Bern in den letzten Jahren genügend Mittel für den individuellen Gehaltsaufstieg zur Verfügung stellen konnte. Wichtig ist, dass das Gehaltssystem transparent ist und dass die Lohngerechtigkeit auch gegen innen gegeben ist. Seit dem 1.1.2023 gelten neue Kriterien bei der Berechnung des Lohns bei einer Neuanstellung. Berufserfahrung in früheren Stellen ab einem Pensum von 50 Prozent wird vollumfänglich zu 100 Prozent angerechnet. Das ist ein positiver Schritt. Positive Feedbacks erhalten wir weiter zum Lohnrechner in Stelleninseraten, den wir seit dem letzten Jahr publizieren.

In einigen Punkten stellen die Mitarbeitenden im Vergleich zur letzten Umfrage von 2019 Verbesserungen fest, etwa bei den Arbeitsprozessen. So konnten Doppelspurigkeiten abgebaut werden. Ist das ein zufälliger Wert?

Das ist kein Zufall. Denn im Nachgang zur letzten Befragung haben wir die Direktionen, die Justiz und die Staatskanzlei beauftragt zu schauen, wo es Verbesserungspotenzial geben könnte. Man hat anschliessend entsprechende Massnahmen umgesetzt. Beispielsweise wird das Mitberichtsverfahren nun vollständig elektronisch abgewickelt. Die eingeleiteten Massnahmen haben zu Verbesserungen geführt.

Erstmals wurden die Kantonsmitarbeitenden auch zu neuen Arbeitsplatzangeboten befragt. Sind sie bereit, auf einen fixen Arbeitsplatz zu verzichten und Coworking-Möglichkeiten zu nutzen?

Bei dieser Frage sehen wir zwei Lager: Die Hälfte wäre bereit, auf einen fixen Arbeitsplatz zu verzichten und auch in Coworking-Spaces zu arbeiten, die andere Hälfte hingegen gar nicht. Eine grössere Zustimmung hat das Teilen des Arbeitsplatzes. Wir sehen bei diesen Fragen auch Unterschiede nach Generationen: Jüngere stehen solchen Fragen offener gegenüber als ältere Mitarbeitende.

Verbesserungspotenzial gibt es gemäss Umfrageergebnissen in den Bereichen Amtsleitung sowie Veränderungen und Entwicklungsmöglichkeiten. Was machen Sie mit diesen Erkenntnissen?

Wir werden alle Punkte mit Verbesserungspotenzial anschauen und prüfen, welche Massnahmen wir ergreifen müssen, damit wir uns verbessern. Diese Folgearbeiten führt das Personalamt zusammen mit den Direktionen, der Justiz und der Staatskanzlei durch. Die Ergebnisse der Personalbefragung geben uns wichtige Hinweise für die Erarbeitung der Personalstrategie 2024–2027. Diese soll bis Ende Jahr vom Regierungsrat verabschiedet werden und 2024 in Kraft treten. Die Mitarbeitenden werden also spätestens ab 2024 die konkret umgesetzten Massnahmen spüren.

Interview: Catherine Arber

Foto: Adrian Moser

Punktewert bei Antworten

In einer Stichprobenbefragung wurden im Zeitraum von Mitte Oktober bis Mitte November 2022 rund 4000 zufällig ausgewählte Mitarbeitende der Kantonsverwaltung befragt. Mit einem Rücklauf von 72,2 Prozent nahmen über 2800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Befragung teil. Damit steht dem Regierungsrat eine fundierte Grundlage zur Erarbeitung der Personalstrategie 2024–2027 zur Verfügung.

Die Antworten der Mitarbeitenden wurden für die Bewertung in einen Punktewert zwischen 0 und 100 umgerechnet. Er kennzeichnet den Grad der Zustimmung zu einer Aussage. Ab 85 Punkten ist von einer hohen positiven Beurteilung die Rede und bei 65 bis 84 Punkten von einer mittleren positiven Beurteilung. Zwischen 50 und 64 Punkten liegt eine gering positive und bei weniger als 50 Punkten liegt eine gering bis hoch negative Beurteilung vor.

Die Umfrageergebnisse sind im Internet  einsehbar. 

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