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«Die Konflikte am Arbeitsplatz waren auf Eis gelegt»

Konflikten am Arbeitsplatz konnte man während der Zeit im Homeoffice aus dem Weg gehen. Doch jetzt wo alle langsam wieder ins Büro zurückkehren, brechen auch die alten Konflikte wieder auf. Unterstützung bietet die Ansprechstelle Personalamt.

Konflikte prägen den Berufsalltag von Christine Schmidhalter. Als Leiterin der Ansprechstelle Personalamt (ASP) beraten sie und ihr Team die Kantonsangestellten bei Konflikten am Arbeitsplatz. «Wir sind da, haben ein offenes Ohr und versuchen gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen zu suchen», sagt Schmidhalter. Nach der Kontaktaufnahme per Mail oder Telefon werden in drei bis fünf Sitzungen, gemeinsam mit den involvierten Personen, mögliche Lösungen gesucht. Im Konfliktfall sei es zielführender, den «Konfliktpartner» miteinzubeziehen, erklärt Schmidhalter. Der Entscheid, wer wie einbezogen werde, liege aber beim Kunden. Wenn er oder sie nicht wolle, dass beispielsweise die Vorgesetzten miteinbezo-gen werden, arbeite die ASP mit der Einzelperson, mache aber klar: «Wir können den Konflikt nicht allein lösen. Wir können aber Tipps und Tricks oder Verhaltensregeln geben, die helfen, den Konflikt im Alltag für die betroffene Person erträglicher zu machen, damit er nicht eskaliert.» Die ASP unterliegt der Schweigepflicht. Entsprechend werden alle Anliegen absolut vertraulich behandelt.

Weniger Konflikte wegen Corona

Oft sorgen unterschiedliche Erwartungen, mangelhafte Kommunikation oder der Umgang mit Stress für Probleme am Arbeitsplatz. Auch veränderte Arbeitsbedingungen können Konflikte hervorrufen. Mit Beginn der Corona-Pandemie seien die Konfliktberatungen aber überraschenderweise zum Erliegen gekommen, sagt Christine Schmidhalter. «Die Mitarbeitenden waren zu Hause und haben die Spannungen am Arbeitsplatz nicht oder weniger erlebt. Da man den ‹mühsamen Vorgesetzten› oder die ‹fiese Bürokollegin› nicht physisch sah, gab es weniger Reibereien.»

Schmidhalter ist überzeugt, dass es während des Homeoffice einfacher war, Distanz zu gewinnen: «Die örtliche Distanz hat am Anfang der Pandemie im Bereich der Arbeitskonflikte zu einer Entlastung geführt, aber auch dazu, dass Führungspersonen die Konflikte nicht mehr angehen mussten.» Dies ändere sich jetzt, wo die Leute langsam vom Homeoffice ins Büro zurückkommen. «Alte Konflikte, die auf Eis gelegt waren, brechen wieder neu auf. Man konnte dem Konflikt aus dem Weg gehen, aber wenn man zurück am Arbeitsplatz ist, ist auch der Konflikt wieder da, und dieser wird sich nicht von selber lösen.» Dies bestätigen laut Schmidhalter auch die letzten Wochen. «Jetzt wo die Leute zurück ins Büro kommen, sind die ersten Fälle mit Konflikten am Arbeitsplatz wieder an die ASP gelangt.»

 

Eskalationen verhindern

Die ASP ist in drei Themenbereichen aktiv. Neben Unterstützung bei unverschuldetem Stellenverlust (ZPS) und dem betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) ist sie Fachstelle für Konfliktberatung. Dabei gehe es ausschliesslich um Konflikte am Arbeitsplatz, betont Schmidhalter. «Es geht hier nicht um Lebens- oder Schuldenberatungen, und wir sind weder eine Ombudsstelle, noch geben wir Rechtsauskünfte.»

Die ASP hilft beispielsweise in Fällen wie jenem von Jürg M., der seit einigen Jahren bei der kantonalen Verwaltung arbeitet. Vor einem halben Jahr wurde sein Team von vier auf sechs Personen erweitert. Die beiden neuen Teamkolleginnen waren voller Tatendrang und hatten viele Verbesserungsideen. Jürgs Chef erachtete diese Ideen als positiv und freute sich über den neuen Schwung im Team. Doch Jürg fühlte sich zunehmend unsicher und an den Rand gedrängt: «Gilt denn Altbewährtes gar nichts mehr?» Hinzu kam, dass Jürgs Vorgesetzter aus dem Nichts mit seiner Leistung nicht mehr zufrieden war. Jürg war brüskiert, denn er ist pflichtbewusst und bisher wurden seine Leistung und sein Fachwissen sehr geschätzt. Als die Teamkollegen während Jürgs Ausführungen in einer Sitzung anfingen, auf dem Handy herumzutippen, Mails auf dem Laptop zu beantworten oder wie sein Vorgesetzter desinteressiert aus dem Fenster zu schauen, platzte ihm der Kragen. Er wandte sich an die ASP und suchte deren Unterstützung. Die Lösungsansätze und die Unterstützung seien dabei so vielfältig wie die Konflikte, die an die ASP herangetragen würden, sagt Christine Schmidhalter. «Wir unterstützen Betroffene und versuchen ihnen aufzuzeigen, wie sie sich im Alltag verhalten können, damit sich die Situation nicht weiter verschärft.» Davon hat auch Jürg profitiert. Nach drei Sitzungen war für ihn klar, wie er die Situation angehen kann und wie seine nächsten Schritte aussehen müssen. Er hat in der Beratung erkannt, dass auch sein Verhalten zum Konflikt beigetragen hat. Ihm wurde bewusst, dass er grosse Mühe hat, loszulassen und Neues anzunehmen. Insbesondere hatte er Angst, nicht mehr zu genügen und möglicherweise seine Anstellung zu verlieren. Gleichzeitig entschied sich Jürg, eine Ausbildung anzugehen, die er schon längst hätte absolvieren sollen, wogegen er sich aber bisher gesträubt hatte. Jürg konnte seine Emotionen seinem Vorgesetzten transparent aufzeigen, und der Vorgesetzte zeigte Verständnis und unterstützt ihn in seiner Entwicklung.

Jeder Kantonsmitarbeitende kann unkompliziert per Mail oder Telefon Kontakt mit der ASP aufnehmen. Innert kürzester Zeit kann ein Erstgespräch telefonisch oder physisch geführt werden. So erhält der Mitarbeitende schnell professionelle Beratung.

Lukas Reinhardt

Ansprechstelle Personalamt (ASP)

Die ASP ist die Fachstelle für Mitarbeitende, Führungspersonen und HR-Fachpersonen innerhalb der kantonalen Verwaltung für die folgenden Themen

  • Konfliktberatung: Beratung bei Konflikten am Arbeitsplatz
  • Zentrale Personalkoordinationsstelle (ZPS): Unterstützung bei Stellenaufhebung und unverschuldetem Stellenverlust
  • Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM): Beratung bei Früherkennung, Absenzen und Eingliederung an den Arbeitsplatz

Die Ansprechstelle ist per Telefon oder E-Mail zu erreichen:

Telefon: +41 31 633 45 78

E-Mail: info.asp@be.ch

Die Dienstleistungen der ASP stehen allen Mitarbeitenden wie auch Führungspersonen und Personal-verantwortlichen der kantonalen Verwaltung zur Verfügung und sind kostenlos. Die ASP unterliegt der Schweigepflicht. Entsprechend werden alle Anliegen absolut vertraulich behandelt.

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