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«Das ist eine Riesenkiste»

Die anfangs Juli stattfindende UEFA Women’s EURO 2025 ist ein logistischer und sicherheitspolitischer Grosseinsatz der Sonderklasse. Ein Blick hinter die Kulissen mit Einsatzleiter Rolf Balmer.

Noch nie fand in der Schweiz eine UEFA Women’s EURO statt und auch für die Kantonspolizei Bern ist es eine Premiere. Mitten im Sommer und mitten im Alltag sorgt sie für die Sicherheit eines internationalen Sportereignisses, das in dieser Form einzigartig ist. Die Einsatzleitung liegt bei Rolf Balmer. Seit 40 Jahren ist er bei der Polizei, zuvor leitete er während vieler Jahre die Einsatzgruppe «Krokus» im Bereich Drogen. Heute bringt der 60-jährige Chef Operationen bei Planung und Einsatz der Kapo Bern seine breite Erfahrung in einen Einsatz ein, der komplex, herausfordernd und in vielerlei Hinsicht prägend ist.

In der Theorie ist es ein internationales Frauenfussballturnier. In der Praxis bedeutet die im Juli stattfindende UEFA Women’s EURO 2025 für die Kantonspolizei Bern einen logistischen und sicherheitstechnischen Grosseinsatz der Sonderklasse. Zwei Austragungsorte, Tausende Fans, neue Zielgruppen und der normale Polizeibetrieb, der nebenbei weiterläuft.

Von der Planung zur Umsetzung

Mit der Turniervergabe an die Schweiz im April 2023 nahm auch im Kanton Bern die Einsatzplanung Fahrt auf. Wirklich konkret wurde es ab Dezember 2024. Erst mit der Bekanntgabe der Spielpaarungen konnte die Detailplanung beginnen. Bern ist der einzige Kanton mit zwei Austragungsorten, nämlich Bern und Thun. Das macht vieles nicht unbedingt schwieriger, aber komplexer. Neben der Kantonspolizei sind die beiden Hoste Citys Bern und Thun, Sanität, Feuerwehr, Verkehrsbetriebe, Kommunikationsdienste, der Schweizerische Fussballverband, die UEFA und zahlreiche private Sicherheitsdienste involviert. «Wenn du das Organigramm anschaust weisst du: Das ist eine Riesenkiste», sagt Rolf Balmer. Die Koordination all dieser Partner ist eine der grössten Herausforderungen. «Es geht darum, aus einer Flut von Informationen das Relevante herauszufiltern und internationale Erwartungen mit lokalen Gegebenheiten in Einklang zu bringen.» Umso hilfreicher ist es, dass viele Abläufe mit den wichtigsten Partnerorganisationen bereits seit Jahren eingespielt sind.

Ein Turnier mit neuen Anforderungen

Die WEURO ist eine neue Art von Veranstaltung. Das Publikum ist diverser, familiärer, teilweise international und weniger mit lokalen Gegebenheiten vertraut. Entsprechend ändern sich die Anforderungen an die Sicherheitsplanung. Hinzu kommen neue Abläufe und Bedürfnisse: Die Fans der Teams bewegen sich gemeinsam durch die Stadt. «Das ist völlig anders als bei anderen Spielen. Da machen wir keine klassischen Fantrennungen.» Auch neue Formate kommen hinzu: Für jedes Team gibt es Verbindungsoffizierinnen, offizielle Ansprechpersonen zwischen Organisation, Behörden und Team. Dazu kommen zahlreiche Medientermine. All das bringt neue sicherheitsrelevante Aspekte mit sich.

Planen für das Ungeplante

Vergleiche mit der EM 2008 in der Schweiz helfen wenig. «Damals war das Publikum ganz anders.» Trotzdem kann die Kantonspolizei Bern auf umfangreiche Erfahrungswerte zurückgreifen, etwa aus früheren internationalen Spielen oder Grossevents in Bern. «Wir wissen, dass gewisse Dinge einfach funktionieren müssen, zum Beispiel das Einhalten einer Rettungsachse. Und das tun sie, weil sich die Zusammenarbeit bewährt hat.» Auch der Austausch mit den anderen Kantonen ist intensiv: persönliche Kontakte, regelmässiger Austausch, gemeinsame Planungen. Trotz aller Erfahrung: Ein Turnier wie dieses kann auch immer Unvorhergesehenes mit sich bringen. Für mögliche Überraschungen bereitet sich die Polizei mit sogenannten Eventualplanungen vor. «Wir haben rund zehn Szenarien konkret vorbereitet, von Unwetter bis zu ausserordentlichen Bedrohungslagen.» Die Pläne sind klar aufgebaut und können im Ernstfall sofort aktiviert werden. «Wenn etwas passiert, verlieren wir keine Zeit, weil wir organisatorisch und mental bereit sind.»

Sicht- und ansprechbar

Während des Turniers ist die Polizei an beiden Austragungsorten sichtbar präsent: zu Fuss, auf dem Velo, zu Pferd und sogar auf der Aare. «Wer die Aare nicht kennt, unterschätzt sie. Deshalb sind wir auch auf dem Wasser unterwegs.» Ergänzt wird die präventive Präsenz durch Schutzmassnahmen wie mobile Fahrzeugsperren sowie unsichtbare Massnamen verdeckte Kräfte und technische Systeme. «Nicht alles muss man sehen, aber alles ist vorbereitet.» Zur sichtbaren Präsenz gehört auch eine zugängliche Kommunikation. Während die Veranstalter über die UEFA-App kommunizieren, informiert die Polizei beispielsweise Sicherheitstipps und Verkehrshinweise über klassische Kanäle wie Medienmitteilungen oder Social Media. «Wir wollen nicht nur warnen, sondern erklären, warum etwas gemacht wird. Im besten Fall sind wir vor Ort ein wandelnder Infostand. Wer etwas wissen will, soll auf uns zukommen.»

Sicheres Turnier mit unvergesslicher Atmosphäre

Trotz aller Vorbereitung, Detailarbeit und Sicherheitskonzepte steht die WEURO 2025 selbst im Mittelpunkt, ein europäisches Frauenfussballturnier, das nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich besondere Bedeutung trägt. Die Kantonspolizei Bern sorgt dafür, dass dieses Fest sicher gefeiert werden kann, sei es auf dem Bundesplatz, entlang der Fanmärsche oder in den Stadien.
Die Vorfreude ist auch bei der Einsatzleitung spürbar «Ich freue mich mega drauf. Das wird eine coole Sache. Aber ich bin auch gespannt, wie es dann vor Ort wirklich abläuft.»

Text: Gil Lafranchi
Bild: Adrian Moser
Veröffentlicht am 30.6.2025

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