Corporate Influencer geben in den sozialen Medien persönliche Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Auch beim Kanton Bern gibt es Mitarbeitende, die auf Plattformen wie LinkedIn oder Instagram aus ihrer Tätigkeit in der Kantonsverwaltung berichten.
Wer ab und zu durch Social Media scrollt, hat sie vielleicht schon entdeckt: Beiträge, in denen Kantonsangestellte zeigen, wie vielfältig und spannend die Arbeit in der Verwaltung ist – entgegen gängigen Klischees. Der Kanton Bern unterstützt diese Mitarbeitenden mit einem Angebot, das fachliche Beratung und regelmässigen Austausch bietet. Seit Anfang des Jahres postet eine engagierte Gruppe von 20 Amtfluencern unter dem Hashtag #GuteArbeitKantonBern.
Tipps für den Online-Auftritt
Schon seit Längerem können Mitarbeitende der Kantonsverwaltung einen Kurs zur Kommunikation in den sozialen Medien besuchen. Aber den Teilnehmenden fehlt häufig der Mut, selbst auf den verschiedenen Plattformen aktiv zu werden. «Da haben wir beschlossen, interessierte Mitarbeitende auch nach dem Kursbesuch zu unterstützen und längerfristig zu motivieren», sagt Anna Zwierko, Co-Leiterin News und Public Relations beim Amt für Kommunikation. Gemeinsam mit Martina Beer, Bereichsleiterin Personalmarketing beim Personalamt, hat sie deshalb das Unterstützungsangebot ins Leben gerufen.
Martina Beer betont, dass alle Kantonsangestellten Botschafterinnen und Botschafter sind, egal ob offline oder online. Das Angebot greift diesen Gedanken auf und ist bewusst niederschwellig gestaltet: Im Zentrum stehen der Austausch über Erfolge und Herausforderungen, regelmässige Sprechstunden sowie spannende Weiterbildungsmöglichkeiten. Kürzlich konnten die Teilnehmenden beispielsweise an einem Workshop zum Thema Bild und Video teilnehmen, wo sie von einer Fachperson aus dem Amt für Kommunikation lernen durften, worauf beim Fotografieren zu achten ist und wie man Videos schneidet.

«Coole Menschen mit spannenden Funktionen»
Bettina Witschi, Assistentin von Sicherheitsdirektor Philippe Müller, und Jürg Stucki, RAV-Personalberater, posten regelmässig auf der Plattform LinkedIn. In ihren Beiträgen teilen sie Eindrücke, zeigen spannende Projekte und diskutieren Herausforderungen im Arbeitsalltag von Kantonsangestellten.
Jürg Stucki ist schon länger auf LinkedIn unterwegs. Als erfahrener HR-Berater kennt er die Bedeutung der beruflichen Plattform und gewährt seinem Netzwerk regelmässig Einblicke in die Arbeit beim RAV. In seinen Posts thematisiert er auch die Schwierigkeiten, mit denen Stellensuchende konfrontiert werden. Dabei will Jürg Stucki Vorurteile abbauen: «Oft hört man, dass Leute denken, das RAV wolle sie nur kontrollieren. Aber wir sind da, um zu unterstützen.» Dass der Kanton Mitarbeitende wie ihn in ihrem Engagement unterstützt, freut Jürg Stucki sehr. «Ich fühle mich bestätigt in dem, was ich mache.»
Bettina Witschi hatte wenig Erfahrung mit dem Verfassen eigener LinkedIn-Posts, bis eine Info-Veranstaltung zu dem kantonalen Unterstützungsangebot im vergangenen Herbst ihre Neugier weckte. «Eigentlich bin ich auf Social Media eher Konsumentin als Produzentin», erzählt sie. Der erste Beitrag über ihre Arbeit bei der Sicherheitsdirektion bedeutete für Bettina Witschi daher einen Schritt raus aus der Komfortzone. Nach der Überwindung kamen die Ideen aber ganz von selbst. Ihr ist es ein Anliegen, das Klischee der verstaubten Beamtentätigkeit zu widerlegen: «Ich will zeigen, dass beim Kanton Bern coole Menschen in spannenden Funktionen arbeiten.»
Dieses Ziel verfolgt auch das Unterstützungsangebot. «Menschen folgen Menschen, nicht Unternehmen», betont Anna Zwierko. Die Amtfluencer zeigen sich authentisch und nahbar. So helfen sie, den Kanton Bern als Arbeitgeber sichtbar zu machen und tragen zu einem positiven Bild der Verwaltung bei.
Persönlich, aber nicht privat
Die Inspirationsquellen für ihre LinkedIn-Beiträge sind vielfältig. Bettina Witschi findet ihre Ideen oft durch Bewegung – beim Joggen, beim Wandern oder auf dem E-Bike. Jürg Stucki hat seine Einfälle abends vor dem Einschlafen oder morgens auf dem Weg zur Arbeit. Dann machen sie sich Notizen, entwerfen einen Text und suchen ein passendes Foto.
Vorgaben zu Inhalten oder zur Posting-Frequenz gibt es, mit Ausnahme der kantonalen Richtlinien, keine. Es geht vor allem darum aufzuzeigen, welche Arbeit die Kantonsverwaltung jeden Tag leistet. Bettina Witschi verknüpft in ihren Beiträgen gerne berufsbezogene Themen mit persönlichen Anekdoten. «Das sind diejenigen Posts, die besonders gut bei den Leuten ankommen», erzählt sie. Dennoch sei es wichtig, nicht zu persönlich zu werden, wie auch Jürg Stucki bestätigt. Auf das Teilen von eigenen politischen oder weltanschaulichen Inhalten verzichtet er auf der Berufsplattform. «Das passt nicht zu der Rolle als Amtfluencer.»
Positives Zwischenfazit
Anna Zwierko und Martina Beer ziehen nach den ersten Monaten ein positives Zwischenfazit. In einer Umfrage gaben viele Teilnehmende an, dass sie besonders den Austausch untereinander, aber auch mit den Fachpersonen, schätzen. Das gibt Sicherheit, so dass sie nach der ersten Überwindung Freude am Posten entwickelt haben. Andere veröffentlichen regelmässiger Beiträge als vorher und konnten so ihre Reichweite und ihr Netzwerk vergrössern.
Bettina Witschi und Jürg Stucki fühlen sich mit ihrer LinkedIn-Aktivität wohl. Beide erhalten positives Feedback, sowohl von ihrem Online-Netzwerk wie auch von Kolleginnen und Kollegen in der Kaffeepause. «Man wird wahrgenommen», sagt Bettina Witschi. Sie wurde sogar schon privat von Bekannten angesprochen, die gerne ihre Beiträge lesen. Auch Jürg Stucki bekommt immer wieder gute Rückmeldungen aus seinem Umfeld: «Plötzlich sagen mir Leute: ‘Cool, was du da postest’.»
Mit jedem Post tragen die Mitarbeitenden authentisch und nahbar dazu bei, dass die vielfältigen Projekte und Dienstleistungen des Kantons Bern in den sozialen Medien sichtbar sind. Gleichzeitig können sie selbst wertvolle Erfahrungen sammeln, ihre Perspektiven teilen und ihr Netzwerk pflegen und vergrössern.
Haben Sie Lust, Amtfluencer zu werden?
Für die Teilnahme am Unterstützungsangebot müssen interessierte Mitarbeitende zwei Bedingungen erfüllen. Ganz wichtig ist die Eigenmotivation. «Ob Vorwissen vorhanden ist, spielt keine Rolle», betont Anna Zwierko. «Hauptsache, jemand ist motiviert und hat Lust, sich weiterzubilden.» Ausserdem ist das Einverständnis des oder der Vorgesetzten unerlässlich. Wer beide Bedingungen erfüllt oder mehr über das Angebot erfahren möchte, kann sich per E-Mail melden: socialmedia@be.ch.
Besonders willkommen sind im Sinne der Zweisprachigkeit auch französischsprachige Mitarbeitende.
Wer mehr über das Thema Personal Branding in den sozialen Medien erfahren möchte, findet dazu einen spannenden Kurs auf unserer Lernplattform: Einfach nach dem Titel «Wir sind alle Influencer: Social Media gewinnbringend für mich und meinen Arbeitgeber» suchen. Der Kurs findet auf Deutsch statt. Französischsprachige Interessierte wenden sich für eine Einführung bitte direkt an socialmedia@be.ch.
Text: Olivia Fust
Bild: KomBE
Veröffentlicht am 9.10.2025