Sich austauschen, reflektieren, ausprobieren und Erfahrungen einbringen: Damit neu Erlerntes hängen bleibt, braucht es den Transfer vom Kursraum in den Arbeitsalltag. Deshalb hält im neuen Kursprogramm eine neue Lernform Einzug: Blended Learning. Was dieser Mix von klassischen und digitalen Lernformen bringt, erzählt Roger Minder vom Personalamt.

Die Referentin steht vorn, die Kursteilnehmer lassen sich den ganzen Tag berieseln – und am nächsten Tag ist das meiste wieder vergessen. Aus den Augen, aus dem Sinn: Nachhaltiges Lernen geht anders. Und auch die Forschung sagt: Am effektivsten lernt es sich, wenn Präsenzunterricht mit Impulsen für den Transfer in den Alltag sowie Sequenzen zur Reflexion und Repetition angereichert wird.
Kurs geht über reinen Präsenzunterricht hinaus
Aus dieser Erkenntnis ist der Ansatz «Blended Learning» entstanden, der nun vermehrt in die Weiterbildungsangebote des Kantons Bern integriert wird. Konkret bedeutet Blended Learning, die bewährten Vor-Ort-Seminare mit den Vorteilen anderer, auch digitaler Lernformen zu verknüpfen. Das heisst, dass der Kurs über den reinen Präsenzunterricht hinausgeht, sei es bei der Vorbereitung oder danach. In der Vorbereitung kann das heissen, sich im Selbststudium mit einem Video vorzubereiten, einen Artikel zu lesen, sich mit Fragen auseinanderzusetzen, oder eine Kombination daraus. Vor Ort werden dann nur noch offene Fragen besprochen, bevor es rasch ans Anwenden der Theorie an eigenen Beispielen geht.
Der Sprung in den Alltag
«So setzt man sich schon früher mit den Kursinhalten auseinander, befasst sich während der Weiterbildung aktiver damit und der Lernprozess ist effektiver», sagt Roger Minder. Er leitet den Bereich Personalentwicklung und hat mit seinem Team verschiedene Angebote im Kursprogramm nach dem neuen Ansatz konzipiert.
Damit das Gelernte auch den Sprung in den Alltag schafft, organisieren sich Teilnehmende zum Beispiel in Zweierteams und tauschen sich aus, wie sie das Erlernte ausprobieren und welche Schlüsse sie daraus ziehen konnten. Am nächsten Präsenztag werden die Erfahrungen diskutiert und die Kursreferentin beantwortet Fragen und zeigt Alternativen auf. Als Transferaufgabe drehen die Kursteilnehmenden 2- bis 3-minütige Videos, in denen sie den anderen Teilnehmenden von ihren Erfahrungen berichten. Zwei bis drei Monate später werden in einem Online-Halbtageskurs die weiteren Erfahrungen noch einmal mit der Kursleitung reflektiert. Der Praxisbezug und der Transfer in den Arbeitsalltag werden durch diese Kombination der Lernformen weiter gesteigert.
«Unterschiedliche Menschen haben einen unterschiedlichen Lernstil»
Neue Formate bringen neue Möglichkeiten: «Die Inhalte lassen sich dadurch anschaulicher darstellen und die Kurse werden abwechslungsreicher», sagt Roger Minder. Blended Learning setzt aber auch ein anderes Mass an Planung voraus. Die Zeit für Vorbereitung, Selbstreflexion oder etwa Teamarbeiten ausserhalb des Präsenzunterrichts will eingeplant sein. Dabei ist man aber nicht ganz auf sich allein gestellt: Das Kursprogramm zeigt, wie viel Zeit man sich für die einzelnen Kursteile reservieren soll. Letztlich wird das Lernen damit auch individueller: «Unterschiedliche Menschen haben einen unterschiedlichen Lernstil; so können die Teilnehmenden die selbstorganisierten Kursteile planen, wie es für sie passt: Pausen einlegen, etwas nachschlagen, nochmals schauen – orts- und zeitunabhängig.»
Fabian Kleemann
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Blended Learning kommt vor allem bei mehrtägigen Kursen zur Anwendung. Probieren Sie es zum Beispiel bei diesen Angeboten aus:
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