
Wie kann man eine Konfliktsituation am Arbeitsplatz rechtzeitig erkennen und am besten bewältigen? Die Mitarbeitenden der Kantonsverwaltung können dies in einem Kurs über Konfliktmanagement herausfinden.
Konflikthafte Situationen am Arbeitsplatz gehören zum Alltag. Sie können Frustration und Unwohlsein auslösen, das Arbeitsklima vergiften, krank machen und sogar zu Absenzen führen, wenn sie schlecht gehandhabt werden. Wenn sie jedoch rasch erkannt und richtig angegangen werden, können sie für alle Beteiligten im Guten enden.
Das Tabu brechen
In einer idealen Welt sollten wir in einem Umfeld arbeiten, das von Wertschätzung und Zusammenhalt geprägt ist und in dem jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter sein Bestes geben kann. Aber wie in jeder sozialen Struktur kommt es auch am Arbeitsplatz zu Meinungsverschiedenheiten und konflikthaften Situationen. Christine Schmidhalter, stellvertretende Abteilungsleiterin Personalentwicklung, Gesundheit und Soziales (PGS), ist sich dieser Tatsache bewusst und hält es für wichtig, diese Problematik am Arbeitsplatz zu enttabuisieren: «Solange wir behaupten, dass Konflikte selten sind und nur vermeintlich schwierige Personen betreffen, ignorieren wir die Realität. Zudem verhindert diese Einstellung, eine emotional belastende Situation aktiv anzugehen.»
Konflikte beginnen leise
Ein Konflikt startet nicht mit einem Knall, sondern meistens still und leise. Jemanden nicht zu Wort kommen lassen, ständiges Nörgeln, ungenügende Leistungen, Lästern, häufige Absenzen und einander nicht «riechen können» sind typische erste Anzeichen konflikthafter Situationen.
Personen, die über einen längeren Zeitraum mit solch belastenden Arbeitssituationen konfrontiert sind, spüren die Auswirkungen in physischer und psychischer Hinsicht. Kopfschmerzen, Herzrasen, allgemeines Unwohlsein gehören zu den regelmässig beobachteten Symptomen. «Rückzug, Unsicherheitsgefühle, Schlaflosigkeit und Verhaltensänderungen sind ebenfalls Indikatoren, die aber viel zu häufig ignoriert werden», fügt Christine Schmidhalter hinzu.
Um solche Situationen anzugehen, steht den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, den Führungspersonen und den HR-Fachpersonen der Kantonsverwaltung kostenlos die Fachstelle Beratung zur Verfügung. Urs Schmid, Fachmann Konfliktmanagement der Fachstelle Beratung, verfügt über jahrelange Erfahrung in der Beratung und stellt fest: «Nach wie vor melden sich Betroffene, aber auch Führungspersonen und HR-Fachpersonen, viel zu spät». Grund dafür ist einerseits, dass die belastende Situation zu wenig ernst genommen wird: «Oft heisst es: Es ist ja nicht so schlimm. Betroffene haben Angst vor möglichen Konsequenzen. Die meisten wissen nicht, dass sie sich jederzeit kostenlos an die vertrauliche Fachstelle Beratung wenden können.» Dabei erlebt Urs Schmid, dass die Betroffenen oft bereits nach einem ersten Gespräch sehr erleichtert sind: Oft hört er: «Allein die Tatsache, dass ich mich aussprechen konnte und mir ohne zu werten zugehört wurde, hat in mir sehr viel bewirkt.»
Auch HR-Fachpersonen brauchen Unterstützung, ergänzt Urs Schmid. Das zeigen die steigenden Anfragen. HR-Fachperson müssen oft verschiedenen Erwartungen genügen. Dabei will auch der Umgang mit Konflikten am Arbeitsplatz gelernt sein. Deshalb coachen er und sein Team die HR-Fachpersonen und bieten ihnen auf sie zugeschnittene Kurse an.
Das Erkennen der Anzeichen eines Konflikts ist wichtig, um vorbeugende Massnahmen zu ergreifen. Ein frühzeitiges Handeln ist wichtig, wie Christine Schmidhalter von der Fachstelle Beratung betont: «Wenn man zu spät reagiert oder den Konflikt nicht früh genug benennt, kann auch die Fachstelle Beratung häufig nicht mehr viel bewirken.»
Praxisnahe Beratung
Wenn wir mit Konfliktsituationen konfrontiert werden, können wir je nach unserer Persönlichkeit, unserem momentanen Zustand und den beteiligten Personen unterschiedliche Strategien anwenden. Manche Menschen ziehen es beispielsweise vor, ihre Emotionen zurückzuhalten und zu schweigen, während andere nicht zögern, ihre Unzufriedenheit offen und lautstark zu äussern. Nicht jede Reaktion führe zur gewünschten Wirkung, beobachtet Christine Schmidhalter.
«Eine konflikthafte Situation am Arbeitsplatz löst immer ein ungutes Gefühl aus», sagt sie. In der Beratung lernen die Betroffenen, dass Konflikte am Arbeitsplatz und die damit verbundenen Gefühle normal sind. Entsprechend benötigt es keine Psychotherapie, sondern ein praxisnahes Lernen wie man in konflikthaften Situationen angemessen und zielführend reagieren kann.
Text: Yvan Wildhaber
Veröffentlicht am 1.2.2024
Wie erkenne ich einen Konflikt rechtzeitig, wie bewältige ich ihn?
Warten Sie nicht, um sich helfen zu lassen: wenden Sie sich an die Fachstelle Beratung des Personalamtes 031 633 45 78 oder per E-Mail: beratung.pa@be.ch
Die Beratungen der Fachstelle sind kostenlos und unterliegen der Schweigepflicht.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Führungspersonen und HR-Fachpersonen der Kantonsverwaltung können zudem mehr zum Thema Konfliktmanagement in den Kursangeboten des Personalamtes herausfinden:
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